Attentate und Sabotage
Von Franziska Lindner, Moskau
Wie aus Medienberichten verschiedener russischer Tageszeitungen hervorgeht, ist es dem Föderalen Dienst für Sicherheit der Russischen Föderation (FSB) in den vergangenen Tagen gelungen, zum einen Attentate auf Journalisten und zum anderen Sabotageakte an Eisenbahnstrecken in der Region Belgorod sowie auf der Halbinsel Krim zu vereiteln. Ebenso konnte ein geplanter Terroranschlag auf ein Einkaufszentrum in der Hauptstadt der Krim, Simferopol, verhindert werden.
Am 25. April berichtete die Tageszeitung Iswestija von der Festnahme von Mitgliedern der in Russland verbotenen neonazistischen Terrororganisation Nationaler Sozialismus/Weiße Macht (NS/WP), die den einflussreichen Journalisten und Fernsehmoderator Wladimir Solowjow töten wollten. Auf einem vom FSB offiziell veröffentlichten Video zeigen sich die Festgenommenen geständig. Sie geben an, neben der Ermordung Solowjows auch eine Tötung des Generaldirektors der staatlichen Nachrichtenagentur Rossija Sewodnja, Dmitri Kisseljow, und der Chefredakteurin derselben Agentur, Margarita Simonjan, sowie weiterer Journalisten diskutiert zu haben. Die Planungen seien auf Befehl des ukrainischen Geheimdienstes SBU erfolgt. Entsprechende Strafverfahren wurden eingeleitet, die Identität der Inhaftierten wurde nicht bekanntgegeben.
Neun Mitglieder derselben Neonaziorganisation waren im Jahr 2014 zu langen Haftstrafen verurteilt worden, nachdem sie im Zeitraum vom April 2009 bis Januar 2010 in Sankt Petersburg sieben Morde an Menschen »nichtslawischen« Aussehens oder mit »asozialem Lebensstil« verübt hatten. Die Ermordung eines usbekischen sowie eines ghanaischen Staatsbürgers hatten sie gefilmt und zu Demonstrationszwecken im Internet veröffentlicht. Zwei obdachlose Frauen, die in ihrem Auto schliefen, verbrannten bei lebendigem Leib, nachdem ihr Fahrzeug angezündet worden war.
Darüber hinaus deckte der FSB einige mutmaßliche Sabotageakte auf. Am Mittwoch meldete die russische Nachrichtenagentur Interfax die Festnahme von zwei russischen Staatsbürgern in der Region Belgorod, die der Vorbereitung eines Sabotageaktes auf vom russischen Militär genutzte Bahngleise sowie der Weitergabe von Informationen über am Militäreinsatz beteiligte russische Soldaten an die Ukraine verdächtigt werden. Der FSB teilte mit, dass es sich bei den Festgenommenen um »Angehörige des ukrainischen Nationalsozialismus« handele, die geständig seien und zugaben, Zugang zu ukrainischen Sicherheitsdiensten zu suchen. In Belgorod gilt seit dem 11. April die zweithöchste Stufe der Terrorismusgefahr, nachdem das Grenzgebiet von ukrainischer Seite aus beschossen worden war.
Bereits am 21. April soll Angaben der Nachrichtenagentur Regnum zufolge die Vorbereitung eines Terroranschlags auf die Eisenbahninfrastruktur auf der Halbinsel Krim von Mitarbeitern des FSB vereitelt worden sein. Ein russischer Staatsbürger sei in der dortigen Hauptstadt Simferopol festgenommen worden, heißt es in einer Erklärung des russischen Sicherheitsdienstes. Demnach sei der Verhaftete Anhänger der in Russland verbotenen Terrororganisation »Islamischer Staat« und plante, Eisenbahnschienen in die Luft zu sprengen. Am Wohnort des Verdächtigen beschlagnahmten FSB-Beamte neben zwei improvisierten Sprengsätzen zwei elektrische Zünder, einen Plan für den Bau einer Bombe unter den Bahngleisen sowie extremistische Literatur.
Ebenfalls in Simferopol soll ein ehemaliger Soldat der Marineinfanterie der ukrainischen Streitkräfte einen Terroranschlag auf ein Einkaufszentrum vorbereitet haben. Nach Angaben des FSB gegenüber Interfax sei der 1988 Geborene ein Anhänger des Neonazismus und habe auf Anweisung des »Asowschen Nationalen Sicherheitsdienstes« gehandelt. In der Wohnung des ebenfalls Festgenommenen sollen ein improvisierter Sprengsatz mit Brandsatz sowie extremistisches Material sichergestellt worden sein. Zudem sei eine Korrespondenz mit ukrainischen Radikalen gefunden worden, in der der geplante Terroranschlag besprochen worden sei.
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