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15.04.2021, 18:45:40 / Inland

RKI und Intensivmediziner fordern sofortigen »Lockdown«

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Berlin. Die immer dramatischere Coronalage in den Kliniken lässt den Ruf nach einem schnelleren »Lockdown« als geplant lauter werden. »Wir müssen jetzt handeln, jetzt auf allen Ebenen, und natürlich auch besonders auf der Ebene der Entscheider«, sagte der Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, am Donnerstag in Berlin. Die Infektionszahlen steigen weiter an. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) warnte, »dass ohne einen Stopp dieser Entwicklung unser Gesundheitssystem an den Rand seiner Kapazität gelangen wird«.

Die Länder sollten nicht bis zur geplanten Novelle des Infektionsschutzgesetzes warten. Die Intensivmediziner der Vereinigung DIVI forderten den Bundestag dazu auf, für diese »Bundesnotbremse« auf gewohnte Beratungsabläufe zu verzichten. An diesem Freitag will der Bundestag die entsprechende Gesetzesänderung erstmals im Plenum beraten. Die Fraktionen debattieren bereits heftig über Änderungswünsche. Eine Fortsetzung dürften die Diskussionen in den kommenden Tagen in den Ausschüssen finden. Eine Verabschiedung der Regelung inklusive abendlichen Ausgangsbeschränkungen ist für kommenden Mittwoch vorgesehen. Dann ist noch der Bundesrat am Zug.

DIVI-Präsident Gernot Marx sprach gegenüber dem NDR von einer bereits jetzt beispiellosen Situation in den Intensivstationen. Wieler sagte: »Die Lage in den Krankenhäusern spitzt sich teilweise dramatisch zu und wird uns auch noch härter treffen als in der zweiten Welle. Wir müssen jetzt handeln.« Er riet allen Kliniken, den Regelbetrieb einzuschränken. Es gebe jetzt schon in einigen Städten auf den Intensivstationen keine freien Betten mehr. Kranke mit stabilem Zustand sollten in weniger betroffene Regionen verlegt werden. Am Donnerstag waren laut DIVI 4.679 Intensivbetten mit Covid-19-Patienten belegt, ähnlich viele wie am Vortag. Die Vereinigung erwartet, dass der bisherige Höchststand von etwa 6.000 Covid-19-Intensivpatienten noch im April wieder erreicht wird.

Die geplanten Verschärfungen sollen dann greifen, wenn in einem Landkreis oder einer Stadt mehr als 100 Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner in sieben Tagen kommen. Schon am Mittwoch hatten 344 von 412 Kreisen die Schwelle überschritten. Spahn verlangte von den Ländern, schon vor Inkrafttreten des Gesetzes für die Reduzierung von Kontakten in der Bevölkerung zu sorgen. Baden-Württemberg wird die angekündigte »Notbremse« der Bundesregierung schon ab kommenden Montag umsetzen. Dies teilte Gesundheitsminister Manne Lucha (Bündnis 90/Die Grünen) am Donnerstag in Stuttgart mit. (dpa/jW)

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