Startupper des Tages: Peter Hartz
Von Oliver Rast
Er ist eine Hassfigur für Millionen hierzulande, pardon: zu Recht. Peter Hartz, Ideen- und Namensgeber gleichnamiger »Arbeitsmarktreform«, eines Regimes der Gängelung und Entmündigung von Prekarisierten.
Jahrelang war es um den Ex-VW-Manager still geworden. Nun scheint sich der inzwischen 79jährige aus der Deckung zu wagen. Die Internetportale Gründerszene und Business Insider vermeldeten am Donnerstag: Der Sozialkahlschläger Hartz hat Ende März eine Firma im Handelsregister eintragen lassen. Der Name ist trendy: »Timecoin AG«. Die Miniklitsche sitzt in Saarbrücken in einem IT-Park, mittenmang.
Den Portalen zufolge hat der ins Dudendeutsch Eingegangene folgendes vor: die Entwicklung und den Vertrieb von »Zeitwertkonten und Derivaten für das Management von Arbeits- und Lebenszeit«. Klingt nach typischem Startupper-Slang. Hartz ist Gesellschaftsboss, an »Timecoin« aber selbst nicht beteiligt. Dafür hat er seinen Spross und einen Zuträger, Sohn Michael und Josef Fidelis Senn, Expersonaler bei VW (»Der Mann hinter Hartz«, FAZ).
Offizielles gibt es von dem Trio noch nicht, Anfragen der Portale blieben unbeantwortet, ein Webauftritt fehlt bislang. Spekuliert wird trotzdem: Offenbar will die Hartz-Bagage ganz weit vorne sein, die Kreation von Zeitwertkontenmodellen zu Kohle machen. Ein solches Modell erlaubt, Entgeltansprüche genauso wie solche wegen Überstunden bzw. Resturlaub oder auch Sondervergütungen auf ein Konto »einzuzahlen«, gewissermaßen »auf Vorrat« zu malochen. Bei Bedarf können – oder eher: müssen – Beschäftigte ihr »Guthaben« einlösen.
Und gut möglich, dass der alternde Trendsetter nach hinten raus sein ramponiertes Image aufpolieren will. Hartz quengelte 2018 im Spiegel ob der öffentlichen Dauerattacken gegen ihn. Mitleidsnummern, mit denen er bis dato nicht durchkam. Das soll so bleiben: Hartz, die Hassfigur.
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vom 09.04.2021
Debatte
Sein Name steht für ein Programm, mit dem die SPD-Spitze eine Demontage der vorher relativ ausgewogenen sozialen Verhältnisse des Prinzips der sozialen Marktwirtschaft beenden wollte: das Ende der sozialen Sicherheit, die auch in den Folgen der Arbeitslosigkeit greifen konnte. Peter Hartz präsentierte die Resultate. Seine grundsätzlichen Ansichten zur Höhe der Mindestbezüge für die Arbeitslosen werden bis heute nicht erreicht. Er hatte damals sehr gut reagiert und für diese Zeit realistische Einkommen gefordert. Dafür vielen Dank!
Womit er sich heute beschäftigt, bleibt sein Ding.