Renaissance im Trumpismus
Von Felix Clay
Aktueller hätte dieses Heft kaum ausfallen können. Der Schwerpunkt der 129. Ausgabe des Antifaschistischen Infoblatts (AIB) ist den Vereinigten Staaten gewidmet, genauer den dortigen Kämpfen gegen den Faschismus. »United States Antifa – Vom marginalisierten Netzwerk zur Bewegung von Zehntausenden« befasst sich mit dem Aufschwung der Antifabewegung und der extremen Rechten durch die Präsidentschaft von Donald Trump.
»Trump ist abwählbar, aber der Trumpismus nicht. 74 Millionen Amerikaner wählten ihn«, urteilt Max Böhnel in seinem Auftaktartikel. Derweil disqualifizierte sich die Demokratische Partei des neugewählten Präsidenten Joseph Biden längst schon als linke Alternative. Das Parteiestablishment habe mehrfach erfolgreich den linken Flügel an den Rand gedrängt und nähere sich immer weiter dem »gemäßigten« Teil der weit nach rechts gerückten Republikanischen Partei an.
Eine Geschichte der Antifabewegung in den USA und ihrer »Entwicklung in Warp-Geschwindigkeit« – eine Antriebstechnik in »Star Trek«, um schneller als das Licht zu reisen – legt Spencer Sunshine vor. Er ist Aktivist in Brooklyn und US-Korrespondent des AIB. Demnach habe es in den USA schon immer eine militante Opposition gegen Faschisten gegeben. In den 1980er und 1990er war diese vor allem um die »Anti-Racist Action« (ARA) gruppiert, die sich aus der Punk- und linken Skinheadszene rekrutierte. Ähnlich wie in Deutschland verlor diese linksradikale Ein-Thema-Organisierung wieder an Stärke, als der US-amerikanische Neonazismus der 1980er und 1990er Jahre von der Bildfläche verschwand. Spätestens mit der Wahl Barack Obamas zum US-Präsidenten 2008 änderte die extreme Rechte ihr Auftreten. Anstelle von offenem Neonazismus »explodierte eine neue Welle des Rechtspopulismus«, und Gruppen wie die erzreaktionäre »Tea Party« sowie eine Vielzahl von rechten Milizen entstanden. Diese »Far Right« wuchs weiter, zunächst weitgehend unbeachtet von der Linken, so Sunshine. Hinzu kam ein neuer Typus eines intellektuelleren »weißen Nationalismus«, auf den sich auch Trump stützte. Dieser punktete mit rassistischer Stimmungsmache gegen mexikanische Migranten.
Seit 2016 wuchsen neue antifaschistische Strukturen in den USA, diesmal unter dem Label »Antifa«. Bei den Protesten anlässlich der Amtseinführung von Trump im Januar 2017 in der Hauptstadt Washington zeigten diese zum ersten Mal, wie viele Menschen diese neue »Antifa« mobilisieren konnte. Im August 2017 eskalierten die Faschisten in Charlottesville in Virginia ihren Straßenterror. Am Rande einer Demonstration tötete einer von ihnen eine antifaschistische Demonstrantin mit seinem Auto. Spätestens seit diesem Anschlag ist »die Antifa« ein landesweites Thema. Von ihr und ihrer angeblichen Militanz zeichnen Rechte und Faschisten ein wahnhaftes Zerrbild.
Antifa als organisierte Bewegung kann in den USA inzwischen Menschen aktivieren, andererseits bildet sie auch eine ideale Projektionsfläche für die wiedererstarkte »Red Scare« – die geschürte Angst vor »unamerikanischen« Linken und Kommunisten, mit der in den USA seit mehr als 100 Jahren Politik gemacht wird. Wer direkte Stimmen aus der heutigen US-Antifa lesen möchte, kommt an dieser AIB-Ausgabe nicht vorbei.
Antifaschistisches Infoblatt, Nr. 129: United States Antifa – Vom marginalisierten Netzwerk zur Bewegung von Zehntausenden. 70 Seiten, 3,50 Euro, Bezug: antifainfoblatt.de. Das Heft ist auch über den jW-Shop erhältlich, Telefon: 030/53 63 55 37
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