Leserbrief zum Artikel Ramelow gescheitert: Tabubruch in Erfurt
vom 06.02.2020:
Wetterhäuschen Thüringen
Manchmal zahlt sich eben selbst der größte Opportunismus nicht aus. Das mussten die SPD der Weimarer Republik und die linken Sozialdemokraten der »Berliner Republik« unter dem Namen Die Linke nun bitter erleben. Wer wissen möchte, wohin der Wind in den nächsten Jahren wehen wird, braucht nur in diese besonders flexible Gegend Deutschlands zu schauen, als die man Sachsen/Thüringen betrachten darf. Als Industriestandort oder in kultureller Hinsicht hatte es oft seine positive Seite, Vorreiter zu sein, nicht jedoch immer auf politischem Gebiet. Als Napoleon stark war – war Sachsen dessen Verbündeter gegen die anderen deutschen Staaten. Ab der Völkerschlacht bei Leipzig – richtete es die Waffen gegen den verblüfft-erstaunten bisherigen Verbündeten. Unter den Farben von Schwarz, Rot, Gold forderten die Studenten in Jena den Nationalstaat. Dann gab es in Thüringen mehrere Jahre früher als anderswo eine Regierung mit nNSDAP-Beteiligung. Schwarz, Rot, Gold wurden zuerst dort abgehangen. In Weimar musste bereits lange vor den Bücherverbrennungen das Bauhaus seine Segel streichen. Nach 1945 war der Sachse Ulbricht zunächst der Musterstalinist. Doch auf einmal war das Stalindenkmal auf dem Strausberger Platz in Berlin nachts verschwunden, und an dessen Stelle wurden bereits Stiefmütterchen gepflanzt, als die Menschen morgens aufwachten. Nanu? Der Fahnenwechsel ging aber schnell, wie jetzt in Erfurt. Den nächsten Fahnenwechsel erlebten wir federführend in Leipzig und Dresden bei den Montagsdemonstrationen. Dieser neue Wind roch bereits nach der späteren Pegida mit ihren Ablegern, die ebenfalls dort ihren Schwerpunkt hatten. Also: Wer wissen will, was in den nächsten Jahren kommt, darf sich darauf verlassen: Was im Wetterhäuschen Sachsen/Thüringen angezeigt wird, das kommt auch