Leserbrief zum Artikel Rat der Turkvölker diplomatisch in Ungarn vertreten
vom 14.11.2019:
Wechselvolle Geschichte
Meines Erachtens lassen sowohl die von der jungen Welt übernommene Pressemeldung als auch die beiden Leserbriefe einen nicht unwesentlichen geschichtlichen Faktor außer acht: Ungarn hat eine äußerst wechselvolle Geschichte und war sehr lange das Schlachtfeld zwischen dem Osmanischen Reich und der Habsburger Monarchie. Etwa 145 Jahre beherrschte und unterdrückte ersteres zu mindestens zwei Dritteln das Land. Später waren es die Habsburger mit Österreich-Ungarn bis zum Ende des Ersten Weltkrieges. Einerseits existiert dadurch ein großer Widerstandswille mit natürlich aus den Bedingungen, wie sie jetzt bestehen, begünstigtem Nationalismus mit faschistoider Tendenz. Erwähnt seien hier die Horthy-Faschisten in den 30er und 40er Jahren. Andererseits besteht durch die jahrhundertelange Unterdrückung auch ein Nährboden für Unterwürfigkeit bzw. labile Angepasstheit an die jeweils herrschenden Umstände. Da meint Herr Orban, ein Stück vom osmanischen Größenwahnkuchen eines Erdogan zu bekommen. Zumal eine Renaissance gekommen zu sein scheint, wo sich auch ungarische Bourgeois in ihrem ihnen typischen Besitzstreben unter Umständen gegen die Souveränität ihres Landes entscheiden würden.