Leserbrief zum Artikel Nach den Landtagswahlen: Dauerhafter Faktor
vom 07.09.2019:
Antivölkische Klassenpolitik
Dieser völkischen Neuinterpretation der sozialen Frage stimmen etliche Lohnabhängige zu, weil in ihrem Alltagsbewusstsein »gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit« wirkungsmächtig ist. Sie richtet sich vornehmlich gegen (Flucht-)Migranten, deren (halluzinierter) »Landraub« gestoppt werden müsse. Gestoppt werden könnte der Aufstieg der völkisch-nationalistischen AfD mittels einer »inklusiven demokratischen Klassenpolitik«, schreibt der Soziologe Dörre in dem Buch »Arbeiterbewegung von rechts?« (Campus-Verlag, 2018). In deren Zentrum müsse stehen die Interessenvertretung aller Lohnabhängigen – seien sie nun Eingeborene oder Migranten. Dabei komme es letztlich darauf an, den Rassismus, der die Basis des völkischen Populismus ist, »nicht nur zu kritisieren, sondern die gesellschaftlichen Verhältnisse zu verändern, die ihn hevorbringen«. Gestoppt werden müsste also der »Mahlstrom des Marktes«, der die lohnabhängigen Menschen zu »variablem Kapital« (vulgo »Humankapital«) verdinglicht.