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Leserbrief zum Artikel Nach den Landtagswahlen: Dauerhafter Faktor vom 07.09.2019:

O heilige Einfalt

Das Kulturvolk der Roland-Kaiser- und Helene-Fischer-verseuchten Herzilein-Sachsen hat gewählt und dabei alle apokalyptischen Vorausahnungen unschlagbar übertroffen: fast 60 Prozent der Stimmen reaktionär-faschistoid, d. h. mehr als 30 Prozent Stimmen für die CDU und mehr als 25 Prozent für die AfD. Das Denken für sich in Anspruch nehmende Menschen begründen das so: Es ist heute und hier genauso wie die letzten Jahre in der DDR. So kann’s nicht weitergehen! Die Merkel und die da oben brauchen einen Denkzettel! Ich wähle die AfD aus Protest, es ist keine Nazipartei, und ich bin kein Nazi! O sancta simplicitas – heilige Einfalt! Wie 1932! Es sind beileibe nicht nur alte ehemalige DDR-Bürger, die so argumentieren. Große Teile der zu spät Geborenen »denken« und argumentieren ebenso. Der Jugend könnte man das eventuell verzeihen angesichts des »Geschichtsunterrichts«, dem sie seit der Konterrevolution ausgesetzt war ujnd ist, denn »denken« und »nachdenken« sind zwei verschiedene Vorgänge mit zwei verschiedenen Ergebnissen. Hätten die AfD-Protestler nachgedacht, wäre ihnen aufgefallen, dass Teile der CDU schon lange vor der Landtagswahl mit der AfD als möglichem Mehrheitsbeschaffer liebäugelten. Das schnallten sie nicht, und so haben sie den Scheuerhader mit dem Putzlappen schlagen wollen. Und CDU und AfD hat’s gefreut.
Ein wirklich durchdachter Protest, der auch glauibhaft gewesen wäre, hätte die CDU im Quadrat springen lassen: die Wahl der Linken! Andererseits, ob die Linken diesen Protest bei ihrem derzeitigen innerparteilichen Zustand und dem Öffentlichkeitsgeschwätz ihrer Führungsriege zu ihrem eigenen Gunsten und zum Wohle der Wähler in entsprechendes Handeln hätte umsetzen können/wollen, steht auf einem anderen Blatt, welches zur Zeit orientierungslos zwischen den Sternen herumsegelt.
Und so geht der allgemeine politische Schwachsinn weiter, wie er in den letzten Tagen wieder durch eine Merkel-Äußerung anlässlich der Bauhaus-Feierlichkeiten zelebriert wurde: »Dieses Design und das, was man da sehen konnte, war immer sozusagen ein Leuchtturm in der Vielzahl von Geschmacklosigkeiten, mit denen wir ja in der DDR doch umgeben waren.« Hä? (...)
Siegfried Wunderlich, Plauen
Veröffentlicht in der jungen Welt am 12.09.2019.
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