Leserbrief zum Artikel 50 Jahre »Prager Frühling«: Keine angenehme Wahl
vom 21.08.2018:
Andropow lag richtig
Ich kann nicht genau beurteilen, inwieweit die Aussagen Andropows im Text, zitiert aus einem Buch Markus Wolfs (war denn dieser persönlich dabei bei dem Treffen mit Mielke?), genau so gefallen sind.
Im wesentlichen stimme ich ihnen aber uneingeschränkt zu, und sie sind ein weiterer Beweis dafür, welche außerordentliche intellektuelle Größe und Fähigkeit zur Selbstkritik Andropow besaß.
Der Satz bezüglich der Unabdingbarkeit, »neu über den Leninschen Weg zum Sozialismus und den sozialdemokratischen nachzudenken und zu diskutieren«, ist ebenso richtig, lädt in der zitierten Form, also aus der nachträglichen Feder Wolfs, aber zu Missverständnissen ein (auch beim Autor des Artikels?).
Ich kann mit absoluter Sicherheit behaupten, dass Andropow damit keineswegs Lenin kritisieren oder ein Loblied auf die Sozialdemokratie hatte singen wollen. Andropows uneingeschränkte (aber »aufgeklärte«, selbstkritische) Treue zum Kommunismus, zum revolutionären Erbe Lenins steht vollkommen außer Frage. Es lag ihm jedoch daran, all dies – ganz wie Lenin selbst es wieder und wieder betont hatte! –, das heißt den adäquatesten Weg zum Sozialismus und dessen praktische Ausgestaltung an den jeweils in einer Gesellschaft, einem Staat vorzufindenden Verhältnissen auszurichten, beständig zu überprüfen, Fehler zu beheben, nicht in dogmatischen Schablonen zu denken, sondern den Marxismus-Leninismus immer und überall schöpferisch anzuwenden und ihn zu bereichern.
Zu dieser Einschätzung bekenne auch ich mich voll und ganz – von einer eventuellen Relativierung (so dies Wolf oder Kukuk hier implizieren wollten, was ich nicht zu entscheiden vermag) des Unterschieds zwischen kommunistischen und sozialdemokratischen Denkweisen kann jedenfalls bei Jurij Andropow, dem versiertesten, fundiertesten und gebildetsten Theoretiker in der Zeit nach Lenin, unter gar keinen Umständen auch nur im leisesten Ansatz die Rede sein!
PS: Inzwischen habe ich die Originalquelle, also das Buch Markus Wolfs, gefunden. Er behauptet, in der Tat beim Treffen Mielke-Andropow dabeigewesen zu sein. Mag stimmen oder auch nicht. Jedenfalls ist Wolfs Wiedergabe von Andropows Aussagen beinahe 30 Jahre später erfolgt und darf daher wohl kaum als wörtliches Zitat verstanden werden. Aus dem Kontext von Wolfs Buch – der Verfasser war im Gegensatz zu Andropow zwar ein im großen und ganzen wohlmeinender Kommunist, aber sicher kein hervorragender Theoretiker und Analytiker gewesen – wird jedoch ohne Zweifel klar, dass meine von felsenfester Überzeugung getragene Interpretation von Andropows Worten durchaus auch von Wolf genauso verstanden worden war. Wolf mag also (bei allen seinen Schwächen) als Zeuge für die Richtigkeit meiner Ansicht angeführt werden.
Im wesentlichen stimme ich ihnen aber uneingeschränkt zu, und sie sind ein weiterer Beweis dafür, welche außerordentliche intellektuelle Größe und Fähigkeit zur Selbstkritik Andropow besaß.
Der Satz bezüglich der Unabdingbarkeit, »neu über den Leninschen Weg zum Sozialismus und den sozialdemokratischen nachzudenken und zu diskutieren«, ist ebenso richtig, lädt in der zitierten Form, also aus der nachträglichen Feder Wolfs, aber zu Missverständnissen ein (auch beim Autor des Artikels?).
Ich kann mit absoluter Sicherheit behaupten, dass Andropow damit keineswegs Lenin kritisieren oder ein Loblied auf die Sozialdemokratie hatte singen wollen. Andropows uneingeschränkte (aber »aufgeklärte«, selbstkritische) Treue zum Kommunismus, zum revolutionären Erbe Lenins steht vollkommen außer Frage. Es lag ihm jedoch daran, all dies – ganz wie Lenin selbst es wieder und wieder betont hatte! –, das heißt den adäquatesten Weg zum Sozialismus und dessen praktische Ausgestaltung an den jeweils in einer Gesellschaft, einem Staat vorzufindenden Verhältnissen auszurichten, beständig zu überprüfen, Fehler zu beheben, nicht in dogmatischen Schablonen zu denken, sondern den Marxismus-Leninismus immer und überall schöpferisch anzuwenden und ihn zu bereichern.
Zu dieser Einschätzung bekenne auch ich mich voll und ganz – von einer eventuellen Relativierung (so dies Wolf oder Kukuk hier implizieren wollten, was ich nicht zu entscheiden vermag) des Unterschieds zwischen kommunistischen und sozialdemokratischen Denkweisen kann jedenfalls bei Jurij Andropow, dem versiertesten, fundiertesten und gebildetsten Theoretiker in der Zeit nach Lenin, unter gar keinen Umständen auch nur im leisesten Ansatz die Rede sein!
PS: Inzwischen habe ich die Originalquelle, also das Buch Markus Wolfs, gefunden. Er behauptet, in der Tat beim Treffen Mielke-Andropow dabeigewesen zu sein. Mag stimmen oder auch nicht. Jedenfalls ist Wolfs Wiedergabe von Andropows Aussagen beinahe 30 Jahre später erfolgt und darf daher wohl kaum als wörtliches Zitat verstanden werden. Aus dem Kontext von Wolfs Buch – der Verfasser war im Gegensatz zu Andropow zwar ein im großen und ganzen wohlmeinender Kommunist, aber sicher kein hervorragender Theoretiker und Analytiker gewesen – wird jedoch ohne Zweifel klar, dass meine von felsenfester Überzeugung getragene Interpretation von Andropows Worten durchaus auch von Wolf genauso verstanden worden war. Wolf mag also (bei allen seinen Schwächen) als Zeuge für die Richtigkeit meiner Ansicht angeführt werden.