Leserbrief zum Artikel Sowjetunion: Verlorene Illusionen
vom 04.08.2018:
Klassenkampf im Herzen
Nein, diese »Geschichts«-Schrift von Herrn Lauterbach gehört so nicht veröffentlicht in unserer jW; so was druckt – Bild! Sie ist ein weiterer Beitrag, Leser und Leserinnen aufzufordern, die Sowjetunion (den Sozialismus/Kommunismus) als Ganzes zu hassen, die Politik der Bolschewiki zu verleumden, zu verdrehen, zu verunglimpfen, was einfach schamlos ist. Dass Herr Lauterbach dem politischen Kampf und den Opfern der Oktoberrevolution und dem Bürgerkrieg danach sowie dem Aufbau des ersten sozialistischen Staates der Erde niemals in irgendeiner Weise verbunden war/ist, bestätigt sich wieder und wieder. Keine Rede vom barbarischen »weißen Terror«, der sofort begann, als man den ersten sozialistischen Staat erwürgen, ermorden und totschlagen wollte. Was weiß (der Autor) schon vom Klassenkampf. (…) Wir können und wollen die Opfer nicht leugnen, die durch den Kampf der Roten Armee und die Politik der Bolschewiki auf der Gegenseite entstanden, aber jeder musste sich entscheiden, welche Klassenseite und -ziele er verteidigen wollte. Und nein, Samthandschuhe gibt es in keinem Krieg. Aber die Bolschewiki ausnahmslos als Verbrecher hinzustellen und eine einseitige Berichterstattung durchzuführen, schlägt dem Fass den Boden aus. Denn implizit stellt sich doch jeder die Frage nach diesem Inhalt: Der Sozialismus bis 1989/90 musste ja zusammenbrechen bei der Politik! Der schöne Gedanke drängt sich wie von selbst auf: Hohenschönhausen mit Herrn Knabes Reden sei wohl doch die blanke Wahrheit, oder? (…) Ein erzürnter Leser und zudem maßlos wütend, dass es die Redaktion gestattet, so etwas zu setzen und loszulassen auf die Leser. Lest doch einfach mal die ehemalige Literatur jener, die im Bürgerkrieg auf der Seite der Roten standen, und was dieser Bürgerkrieg kostete. Da könnte ich zu Beginn gleich mal den »Stillen Don« vorschlagen! Wer kennt von Ihnen diesen Roman von Scholochow? Begebt euch zum Seminar in die Bibliothek von Peter Sodann, dort werden alle fündig. Aber wer den Klassenkampf nur im Kopf hat und nicht im Herzen, soll sowieso zu Hause bleiben. Der bringt nur das zustande, was Lauterbach von sich gibt. So einer fügt der Sache Schaden zu, nichts anderes.
Veröffentlicht in der jungen Welt am 07.08.2018.