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Dienstag, 25. März 2025, Nr. 71
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Liebe Leserin, lieber Leser,

in der Türkei dauern die tagelangen Massenproteste gegen die Verhaftung und Absetzung des sozialdemokratischen Istanbuler Oberbürgermeisters Ekrem İmamoğlu an. Schon werden Erinnerungen an die landesweiten Gezi-Proteste im Jahr 2013 wach. Die Regierung von Präsident Erdoğan, der sich seines aussichtsreichsten Gegners bei Wahlen mithilfe einer politisierten Justiz zu entledigen hofft, setzt auf verschärfte Repression. Doch bislang lassen sich die Demonstranten weder einschüchtern noch fallen sie auf Manöver zur Spaltung der Oppositionskräfte rein, wie ich im Leitartikel aufzeige. Das macht Hoffnung. Übrigens finden auch in Deutschland Demonstrationen zur Unterstützung der demokratischen Opposition in der Türkei statt.

In der deutschen Linkspartei regt sich derweil Widerstand gegen die Zustimmung der Landesregierungen von Bremen und Mecklenburg-Vorpommern zum billionenschweren Aufrüstungspaket. Schon kommt aus einzelnen Gliederungen der Ruf nach Konsequenzen für die beteiligten Linke-Senatoren und Minister. Max Grigutsch hat mit einigen dieser kritischen Stimmen, die es mit der Friedenspartei ernst meinen, gesprochen.

Einen schönen Feierabend und eine gute Lektüre wünscht jW-Chefredakteur Nick Brauns

Artikel des Tages
Raneen Sawafta/REUTERS
In Ruinen
Westbank: »Ärzte ohne Grenzen« beklagen Vertreibung und Zerstörung. Von Gerrit Hoekman
In die Tasche
Slowakei: Regierungschef Fico lehnt Hilfen für Kiew ab, Gewinne aus Rüstungsdeals sind willkommen. Von Dieter Reinisch, Brüssel
In den Abgrund
Afghanistan: Kein Geld für Entwicklungshilfe, am Hindukusch droht tödliche Katastrophe. Von Luca Schäfer
In der Antike
Was haben die alten Römer jemals für uns getan? Eine ganze Menge, meinen Forscher in Jena. Von Marc Püschel
Titel
Francisco Seco/AP/dpa
Geeint gegen Erdoğan
Nach der Verhaftung des Istanbuler Bürgermeisters İmamoğlu dauern die Massenproteste in der Türkei an. Die Regierung setzt auf Repression und – bislang erfolglos – auf die Spaltung der Opposition. Von Nick Brauns
Kommentar
Ammar Awad/REUTERS
Arbeitsteilung
Die Zahl der Getöteten überschritt die 50.000. Jetzt trat die Einrichtung einer Behörde für die »freiwillige« Ausreise aus Gaza hinzu. Der Genozidvorwurf gegen das israelische Kabinett erhärtet sich von Woche zu Woche. Von Arnold Schölzel
Porträt
Thomas Peipert/picture alliance/AP Photo
Verzerrter des Tages: Donald Trump
Donald Trump sieht sich von einem Porträt im Parlamentsgebäude des Bundesstaats Colorado »absichtlich verzerrt« und hat vor, das Bild aus der Öffentlichkeit entfernen zu lassen. Von Felix Bartels
Thema
Christoph Soeder/dpa
ABO In wessen Hand?
Vorabdruck. Was kommt nach dem Privateigentum an den Produktionsmitteln? Ein Überblick über den heutigen Vergesellschaftungsdiskurs. Von Jürgen Leibiger
Zitat des Tages
 
Offensichtlich performen wir als Regierungspartei nicht zufriedenstellend.
Die FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann plädiert im Interview mit dem Tagesspiegel (Montag) für eine »schonungslose Analyse« der Wahlniederlage ihrer Partei
Weitere Artikel
Annegret Hilse/REUTERS
Brodeln in der Linkspartei
Viele Parteimitglieder zeigen sich empört über die Abstimmung von Linke-Landespolitikerinnen im Bundesrat. Sie fordern Rücktritte von Regierungsposten und Austritte aus der Partei. Von Max Grigutsch
»Freiwillige« Vertreibung
Als Folge der brutalen israelischen Kriegführung haben schon 35.000 Menschen den Gazastreifen verlassen. Eine neue Behörde soll nun die »Ausreise« weiterer Palästinenser koordinieren. Von Knut Mellenthin
Enzyklopädische Revolution
Sporen legen: Luise Meier entfaltet in ihrem Roman »Hyphen« ein verflochtenes Bild der gelebten Zukunft. Von Dean Wetzel
Foto des Tages
ZUMA Press Wire/IMAGO
Unvergessenes Verbrechen
Am 24. März 1944 hatte die SS als Vergeltung für einen Anschlag auf die deutschen Besatzungstruppen in den Ardeatinischen Höhlen bei Rom 335 Zivilisten erschossen.
Veranstaltung
(c) Markus Scholz / dpa
Anderes
Verleihung des Rosa-Luxemburg-Preises 2025
Samstag, 12. April 2025, 15:00 Uhr
Musik:

- Andreas Rebers & Band mit Liedern von Franz Josef Degenhardt
- und Gerhard Folkerts & Julia Schilinski spielen Mikis Theodorakis
- sowie Ben Becker & Yoyo Röhm.

Beiträge u. a. von:

- Moshe Zuckermann
- Ulrike Eifler

… und mit vielen weiteren Überraschunsgästen

Moderation: Isabel Neuenfeldt.


»Zu sagen, was ist, bleibt die revolutionärste Tat« – diese Maxime von Rosa Luxemburg kann als Motto für die journalistische und publizistische Tätigkeit der jungen Welt gelten. Dass die 1947 gegründete Tageszeitung heute noch existiert, wurde durch die Gründung der Verlag 8. Mai GmbH sowie der Genossenschaft LPG junge Welt als Eigentümerin vor 30 Jahren ermöglicht.

Dieses Jubiläum ist Anlass für die erstmalige Vergabe des Rosa-Luxemburg-Preises. Benannt ist dieser von der jungen Welt und der Kulturzeitschrift Melodie & Rhythmus gestiftete Preis nach der marxistischen Ökonomin, Mitbegründerin der KPD, Internationalistin und Antimilitaristin, die 1919 wegen ihrer Unbeugsamkeit von der Reaktion ermordet wurde.

Ausgezeichnet werden sollen herausragende Persönlichkeiten aus Politik, Kultur, Wissenschaft, Publizistik und Arbeiterbewegung, die sich konsequent für den Frieden, die Interessen der arbeitenden Bevölkerung, internationale Solidarität und Aufklärung einsetzen. Also für die Werte, die auch der jungen Welt als Leitfaden dienen.

In diesem Jahr wird der Preis an den Schauspieler, Humanisten und engagierten Gewerkschafter Rolf Becker verliehen. Becker, der am 31. März 2025 90 Jahre alt wird, spielte in über 200 Film- und Fernsehproduktionen als Schauspieler und Synchronsprecher mit und wirkt auch als Hörspielsprecher. Nicht nur den Leserinnen und Lesern der jungen Welt, Besuchern der jW-Maigalerie und der Internationalen Rosa-Luxemburg-Konferenz ist er seit vielen Jahren durch sein Engagement bekannt. Mit der Auszeichnung soll neben seiner künstlerischen Leistung vor allem auch Beckers mutiges und konsequentes politisches Auftreten honoriert werden.


Sonnabend, 12. April 2025
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