Verdacht verlacht
Eine neue Entdeckung als alter Hut: Das Werk Martin Walsers wurde auf Antisemitismus überprüft
Klaus BittermannEs ist erstaunlich, daß im Literaturbetrieb Martin Walser immer noch für einen bedeutenden deutschsprachigen Schriftsteller gehalten wird. Seine Romane sind in der Regel sterbenslangweilig, und trotzdem hat es die Kritik bislang verläßlich geschafft, sie unter das Volk zu bringen, indem man immer wieder eine hochbedeutende Debatte vom Jägerzaun bricht.
Zuletzt war dies der Fall, als Frank Schirrmacher in Walsers Roman »Tod eines Kritikers« antisemitische Klischees entdeckte und zwar »zu meiner eigenen Überraschung«. Überraschend war das in der Tat, denn noch drei Jahre zuvor hatte Schirrmacher fest und unverbrüchlich zu Walser gehalten, als diesem 1998 der Friedenspreis des deutschen Buchhandels verliehen wurde. Walser hatte für das Menschenrecht aufs »Wegschauen« plädiert – eine Haltung, von der sich nicht behaupten läßt, die Deutschen hätten in dieser Disziplin keine einschlägigen Erfahrungen. »Der Tod eines Kritikers« war für Schirrmacher »ein Dokumen...
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