Sieger bei den Besiegten
»Wenn mir jemand gesagt hätte, daß ich nach Deutschland zurückkehre, hätte ich ihn erschossen«. Ein Gespräch mit Ewgenija Smuschkewitsch
Text und Gespräch: Wassily GeistIch springe über die Stufen im Treppenhaus, um pünktlich, wie ein Soldat, vor ihrer Tür zu stehen. Ewgenija Smuschkewitsch empfängt mich mit einem festen Händedruck. Ein zurückhaltender strenger Gesichtsausdruck, wie der einer Lehrerin. Pechschwarze Haare und geschminkte Lippen. »Das bedeutet Frau sein«, sagt sie später ironisch. »Nachts, wenn ich dachte, daß alles vorbei ist, bin ich doch aufgestanden und habe mich geschminkt ... Sagen Sie Zhenja zu mir, so nennen mich alle, seit der Front.«
Zhenja wurde 1925 in Kaunus in Litauen geboren. Sie ging in die jüdische Schule und wollte Bauingenieur werden. Der Überfall auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 zerriß all ihre Träume. Das sechzehnjährige Mädchen schaffte es, nach Osten zu flüchten. Ihre Familie blieb zurück. Alle wurden als Juden im KZ ermordet.
Ohne die russische Sprache zu beherrschen, meldete sich Zhenja freiwillig in der Armee. Die Sprache lernte sie an der Front, wo sie, wie weitere 800...
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