Sterben und fressen
Kleine Geschichten und große Geschichten: Philippe Claudels Meisterwerk »Die grauen Seelen« liegt auf deutsch vor
Daniel DubbeErster Weltkrieg, eine kleine Stadt im Nordosten Frankreichs,
nicht weit von der Front. Man hört das Donnergrollen der
Geschütze in der Ferne. Unaufhörlich strömen frische
Kompanien in die Stadt. Die Soldaten betrinken sich und ziehen
grölend durch die Gassen. Im Morgengrauen stehen sie in Reih
und Glied, »mit abwesenden Blicken, bleich wie
Statuen«. In umgekehrter Richtung strömen
unaufhörlich junge Männer von der Front zurück,
diesmal als Krüppel: »Einäugig, amputiert,
zerquetscht, zerfleischt, mit eingeschlagenen Gesichtern«
– wenn sie nicht gleich tot zwischen billigen Kiefernbrettern
liegen. Für dieses Buch, »Die grauen Seelen«,
bekam Philippe Claudel letztes Jahr in Frankreich den Prix
Renaudot. Nun liegt es auf deutsch vor. Wie ist der 40jährige
Philippe Claudel auf die Idee gekommen, ein Buch zu schreiben,
daß so weit außerhalb seines persönlichen
Erfahrungshorizonts spielt?
»Die Handlung spielt zwar 1917, also lange vor meiner Geburt,
doch...
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