»Ich frage Sie: Seit wann sind Sie weiß?«
Über die Funktion von Rassismus, globalen Machtverhältnissen und die Rolle des Fußballs. Ein Gespräch mit Lilian Thuram
Raphaël SchmellerSie sind am 1. Januar 1972 in Pointe-à-Pitre in Guadeloupe geboren. Als Sie mit neun Jahren Ihre Heimat für die France métropolitaine verließen, wurden Sie in gewisser Weise ein zweites Mal geboren: Sie sagen, dass Sie in diesem Moment schwarz wurden. Wie meinen Sie das?
Ganz einfach: Wir Kinder in Guadeloupe haben nicht über unsere Hautfarbe nachgedacht. Als ich dann mit neun Jahren in meiner neuen Schulklasse in Paris ankam, wurde ich gleich als »Drecksschwarzer« (französisch: sale noir, jW) beleidigt. Auf einmal wurde ich als Schwarzer gesehen. Ich verstand nicht wirklich, was da passierte, aber es verletzte mich. Durch das Wort »Dreck« war mir klar, dass das als Beleidigung gemeint war. Als ich heimkam, fragte ich meine Mutter, warum die Kinder mich so genannt hatten. Sie gab mir eine sehr schlechte Antwort: »So ist es, die Leute sind rassistisch, das wird sich nicht ändern.« Die Wahrheit aber ist, dass man schwarz wird und nicht als solcher geboren w...
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