In der Kadaverfabrik
Die Wiener Substandardwelt des Voodoo Jürgens
Eileen HeerdegenEin Hamburger Kaufhaus in den 90ern. Direkt vor mir an der Kasse ein Mann in einem sehr gepflegten, aber sicher 20 Jahre alten Anzug. Dunkelblau, Nadelstreifen, Hose mit weitem Schlag, langes, tailliertes Jackett mit breitem Revers. Feinste 70er, wenn auch leicht ludenmäßig. Letzteres ein Gesamteindruck, unterstrichen durch eine auffallende Blässe, und ich überlegte, für welches Verbrechen er wohl 20 Jahre im Knast gesessen hatte.
Aus der Entfernung kann ich es nicht genau erkennen, aber der junge Mann, der wie angeschickert auf die Bühne tänzelt, hat möglicherweise genau diesen Anzug dann irgendwann in einer Wiener Humana-Filiale entdeckt. Dazu trägt er ein nicht allzu hübsches Hemd und einen Vokuhila, der zum Glück durch natürliche Locken an Schärfe verliert. Voodoo Jürgens ist der Hauptact dieses Samstagabends, und in die Wiener Arena sind mehr Zuschauer gekommen als kürzlich zu den schottischen Indiestars von Franz Ferdinand.
Ich sehe keinen im Publikum...
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