Kapitalismus mit menschlichem Antlitz
Vor 60 Jahren veröffentlichte James Krüss den Roman »Timm Thaler oder Das verkaufte Lachen«
Felix BartelsAuch Kinderbücher werden älter, ohne zu altern. Vorausgesetzt, sie taugen was. Ob ein Werk taugt, steht fest, seit es in der Welt ist. Wenn manch ein Buch länger braucht, um als kanonisch zu gelten, dann weil die Welt manchmal länger braucht. Sie muss reifen, nicht das Buch, und was bis dahin passiert, ist bestenfalls Posse. Als »Timm Thaler« vor 60 Jahren veröffentlicht wurde, reagierte die Kritik ungünstig. Der Autor, hieß es etwa, habe sich »an einer Idee versucht, die ihm in der Ausführung gedanklich entglitten ist«.¹ Zeitgeist blamiert sich an Weltgeist, so gut er kann, nur hier möchte man fast Dispens erteilen. Denn James Krüss schrieb von Dingen, die erst noch wurden. Sein Roman hat keinen bescheidenen Gegenstand: Mit großem Griff auf die ganze Epoche spiegelt er die Verwandlung des blanken Kapitalismus in einen mit menschlichem Antlitz. Was uns heute als Woke Capitalism auf die Nerven geht, lag damals noch in ersten, nachgerade dezenten Zügen vor.
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