Dann verschwindet das Kind
Ein Buch der Trauer: Ocean Vuongs Lyrikband »Zeit ist eine Mutter«
Michael WolfDer Tod ist ein ständiger Begleiter der Sprache. Indem sie etwas festzuhalten sucht, kündet sie von seinem Verlust. Ein Wort versucht, einen Laut nachzubilden, ein Name fixiert einen Menschen, abstrahiert von ihm, und kommt nicht umhin, gerade dadurch dessen Abwesenheit zu bezeugen. Jedes Mal, schrieb der Philosoph Jacques Derrida, wenn man jemanden zu Lebzeiten rufe, tue man dies »in Gedenken an«. So tief und schwer in Gedanken beginnt man den Gedichtband des vietnamesisch-US-amerikanischen Autors Ocean Vuongs zu lesen. Er widmet ihn seiner Mutter, »die vorausgerufen wurde«. Die Verstorbene ist den Lesern Vuongs gut bekannt. Sein autobiographischer Debütroman »Auf Erden sind wir kurz grandios«, ein internationaler Bestseller, folgte der Form eines Briefes an die Mutter, eines Briefes, den sie nicht lesen konnte, weil sie Analphabetin war. Bald nach Erscheinen des Romans starb sie an Krebs.
Nicht nur im...
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