Der Schrecken des Urtextes
Produktiver Eigensinn: Tenor Markus Schäfer und Pianist Tobias Koch interpretieren Schuberts »Winterreise« neu
Stefan Siegert»Das Wesen des Frühlings erkennt man erst im Winter«, sagt Heinrich Heine, »und hinter dem Ofen dichtet man die besten Mailieder«. Es funktioniert aber auch umgekehrt. Denn eine bei näherer Betrachtung eigentlich sensationell andere Wege gehende Neuaufnahme von Franz Schuberts »Winterreise« erscheint exakt am Anfang eines sich von der Pandemie versuchsweise befreienden saft- und kraftvollen Sommers 2021.
Wer über Schuberts mit der »Winterreise« geleistete Schaffung des modernen Kunstlieds redet, kann Wiederholungen – es wurde schon soviel Gutes und Richtiges darüber geschrieben – kaum entgehen. Die »Winterreise« scheint ausgedeutet. Die Neuproduktion beim kleinen Qualitätslabel AVL allerdings widerlegt solche Annahmen. Denn der Tenor Markus Schäfer singt derart textverständlich und eigensinnig, der ihm zur Seite erklingende Hammerflügelvirtuose Tobias Koch »begleitet« nicht, er inspiriert vielmehr dazu, sich dem Wortlaut auf eine Weise zu widmen, die dem P...
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