Endlich wieder schwarzfahren
Im Kampf gegen den Blockwart in mir
Pierre Deason-TomoryZehn Wochen Lockdown. Ich werde langsam verrückt, muss mich mit Staatsbürgertum infiziert haben. Jedesmal, wenn ich im Supermarkt jemanden sehe, der die Maske nicht richtig trägt, kriege ich die Wut. Ich wüte nur innerlich, damit es keiner merkt, aber heftig. Ich rege mich nicht etwa auf, weil ich meine Gesundheit bedroht sehe, sondern weil sich der gelockdownte Blockwart in mir abreagieren will. Er sucht einen Anlass, seine schlechte Laune auszuspucken, sieht eine freie Nase und brüllt mir ins Ohr: Dos – öst – gögen die Rrrägeln!
Es kommt noch schlimmer. Letzte Woche bin ich in Nürnberg Bus gefahren und habe mich tatsächlich darüber gefreut, dass alle brav ihren weißen Stoffschnabel trugen. Typisch für die Preußen Bayerns. In meiner Jugend hat mich die notorische Korrektheit in Nürnberg wahnsinnig gemacht. Die Stadt war bevölkert von schlechtgelaunten Oberlippenbärten und Dauerwellen und so aufregend wie der Wiener Zentralfriedhof bei Nacht. Überall fuhre...
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