Jetzt steht Armut auf dem Spielplan
Schauspielerinnen lebten lange in gut verstecktem Elend, nun stehen Tausende vor dem Nichts
Bettina Kenter-GötteArmut gab es immer in der Branche der Hofnarren und Gauklerinnen, vor allem bei den Frauen; das wusste ich schon als Kind. Mein Vater, Jahrgang 1896, war Regisseur und Schauspielpädagoge. Meine Mutter hatte das Schauspielen bei Eheschließung aufgegeben und klebte, klug und emanzipiert, »freiwillige Rentenmarken«. Mir blieb nicht verborgen, dass manche Schauspielerin, die nicht mehr jung, aber längst noch nicht alt war, verzweifelt bei meinem Vater (zeitweise Oberspielleiter u. a. in Essen) anfragte, ob er nicht »etwas für sie tun« könne.
Wer Arbeit hatte, schuftete, oft bis zum Grab. So war es für mich normal, dass 80jährige noch auf der Bühne standen. Wie dünn der Boden auch bei uns war, habe ich vage gespürt, als mein Vater ein einziges Mal so schwer erkrankte, dass er nicht arbeiten konnte. Bei seiner letzten Inszenierung war er fast 80 und fast blind, und seine Rente war so gering, dass nur ein hart erkämpfter »Ehrensold« und die mütterlichen Rentenmä...
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