Der Blick auf den Fremden
Meisterhafte Konzentration: Michael Thalheimers Inszenierung von Shakespeares »Othello« am Berliner Ensemble
Erik ZielkeWeit und schwarz und leer ist die große Bühne des Berliner Ensembles (BE). Nur ein schwarzes Schlagzeug steht im Hintergrund auf einem Podest, jenes Instrument, das Michael Thalheimer seit dem Kindesalter spielt. Nach einem Schauspielstudium und Engagements an verschiedenen Theatern wechselte er ins Regiefach. Seit der Spielzeit 2017/18 ist er Leitender Regisseur am BE, wo er sich vor einem halben Jahr bereits mit Shakespeare beschäftigt hat (»Macbeth« in Heiner Müllers Fassung). Am Sonnabend hatte dort nun sein »Othello« Premiere, wieder geprägt von Thalheimers Gespür für den richtigen Rhythmus und großer Musikalität.
Die ersten Takte des Schlagzeugs (Musik: Bert Wrede) sind zu hören – schneidend, treibend. Othello (Ingo Hülsmann) tritt nach vorne – nackt, mit roter Farbe markiert. Von hinten tritt Desdemona (Sina Martens) an ihn heran, ebenfalls unbekleidet, auch sie mit Farbe, allerdings weißer, bedeckt. Zu impulsiver werdenden Rhythmen umschlingt sie ...
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