24.02.2012 / Schwerpunkt / Seite 3
Gemeinsam, zusammen
Semiya Simsek: »Elf Jahre durften wir nicht einmal reinen Gewissens Opfer sein«
Semiya Simsek, Tochter eines Mordopfers der neofaschistischen Terrorgruppe »Nationalsozialistischer Untergrund«, hat während der Gedenkfeier im Konzerthaus am Gendarmenmarkt in Berlin am Donnerstag zum Kampf gegen Rechts aufgerufen. »Laßt uns verhindern, daß das auch anderen Familien passiert«, sagte sie.
Hörst du das, die Glöckchen. Das sind die Schäfchen, die jetzt aus den Bergen runter ins Tal kommen. Das tun sie immer in der Nacht.«
Mein Vater erzählte gerne von sich und seinen Träumen. Ich liebte es, ihm zuzuhören. Er saß in dieser warmen Sommernacht in unserem Garten in der Türkei und aß Kirschen.
Ich setzte mich zu ihm und fragte ihn: »Kannst Du nicht schlafen?« »Doch, Semiya«, sagte er. »Ich möchte etwas hören.« Und so lauschten wir zusammen dem Klang der Glöckchen der Schafe. Ich spürte, wie glücklich mein Vater in diesem Moment war.
Ein Jahr später war mein Vater tot. Am 9. September 2000 wurde auf meinen Vater Enver Simsek geschossen. Er st...
Hörst du das, die Glöckchen. Das sind die Schäfchen, die jetzt aus den Bergen runter ins Tal kommen. Das tun sie immer in der Nacht.«
Mein Vater erzählte gerne von sich und seinen Träumen. Ich liebte es, ihm zuzuhören. Er saß in dieser warmen Sommernacht in unserem Garten in der Türkei und aß Kirschen.
Ich setzte mich zu ihm und fragte ihn: »Kannst Du nicht schlafen?« »Doch, Semiya«, sagte er. »Ich möchte etwas hören.« Und so lauschten wir zusammen dem Klang der Glöckchen der Schafe. Ich spürte, wie glücklich mein Vater in diesem Moment war.
Ein Jahr später war mein Vater tot. Am 9. September 2000 wurde auf meinen Vater Enver Simsek geschossen. Er st...
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