Für Kulturphilister unbegreiflich
Im Juli 1918 schrieb Rosa Luxemburg im Gefängnis eine Einleitung zu Wladimir Korolenkos »Die Geschichte meines Zeitgenossen«. Ihr Text handelt von der Geschichte der Literatur Russlands – und seinen Revolutionen. Ein Auszug
Ganze Jahrhunderte, das Mittelalter und die Neuzeit hindurch bis zum letzten Drittel des 18. Jahrhunderts, herrschte in Russland finstere Nacht, Friedhofsstille, Barbarei. Keine gebildete Schriftsprache, keine eigene Metrik, keine wissenschaftliche Literatur, kein Buchhandel, keine Bibliotheken, keine Zeitschriften, keine Mittelpunkte des geistigen Lebens. Der Golfstrom der Renaissance, der sämtliche Länder Europas bespült und einen blühenden Garten der Weltliteratur hervorgezaubert hat, die aufrüttelnden Stürme der Reformation, der Gluthauch der Philosophie des 18. Jahrhunderts – all das hat Russland unberührt gelassen. (…)
Dann geschah etwas wie ein Wunder. Nach einigen schüchternen Anläufen zur Schaffung einer nationalen Geistesbewegung gegen Ausgang des 18. Jahrhunderts zünden die Napoleonischen Kriege wie ein Blitz, sowohl durch die tiefste Erniedrigung Russlands, die zum ersten Mal das nationale Bewusstsein im Zarenreich weckt, wie später durch die T...
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