Im Zwiespalt
Neue Straßen erschließen das Ende der Welt. Ein Kurzbesuch in Indiens Nordosten
Marcus BauerDas ging auf alle Knochen. 900 Kilometer Fahrt, meist auf Schotterpiste, beim Trip durch den äußersten Nordosten Indiens. Doch nun auf der großen Straße läuft es geschmeidiger. Der Tacho des SUV zeigt 120 Stundenkilometer. Die Bautrupps, die in einem rapiden Tempo den Fortschritt asphaltieren, haben eine vierspurige Schneise durch die Landschaft von Arunachal Pradesh, das Land des Sonnenaufgangs, geschlagen. Diese »neue Leichtigkeit« des Reisens wird ihren Preis haben.
Noch vor zehn, fünfzehn Jahren befand sich an diesem Ort dichter Urwald, war die Straße unfassbar schlecht. Nachts war fast kein Durchkommen, wegen kreuzender Elefantenherden. »Was hat die Straße gebracht?«, will ich von meinem Begleiter Asit Biswas wissen. Der Reiseführer zeigt aus dem Fenster. Neue Wohnhäuser, Schulen, Verwaltungsgebäude, kleine Supermärkte und Teegärten sind zu sehen. »Selbst die Einwohner sind neu: Bauarbeiter, Lehrer, Beamte, Händler.« Natürlich hätten auch Einheimisch...
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