Kryptisch, aber nicht nur zur Tarnung
Auch wenn er die Aufgabe als abgegolten ansieht, hat Gerhard Zwerenz die Aufforderung seines Lehrers, einen Bloch-Roman zu schreiben, auch mit diesem Buch nicht erfüllt
Werner Röhr* Ingrid und Gerhard Zwerenz: Sklavensprache und Revolte. Der Bloch-Kreis und seine Feinde in Ost- und West. Schwartzkopff Buchwerke, Berlin 2004, 544 Seiten, 29 Euro
Als Gerhard Zwerenz in den frühen fünfziger Jahren Philosophie bei Ernst Bloch in Leipzig studierte, legte ihm sein Lehrer nahe, über das Thema Sklavensprache nachzudenken. Dem Studenten war das anfangs lästig. Bloch aber schaffte es über Jahrzehnte hinweg, »Sklavensprache« zum Gegenstand ihrer Gespräche und so zu einem Anliegen zu machen, das Zwerenz nicht mehr losließ. Allerdings präsentiert der Schriftsteller allenfalls Ansätze einer systematischen Analyse. Er differenziert die verschiedenen Formen von Sklavensprache nach den Antrieben; sie kann aus Angst, aus Zwang oder auch als chiffrierte Botschaft artikuliert werden. In letzterem Falle bleibt sie für Nichteingeweihte unkenntlich. Blochs Sprache war kryptisch, aber nicht nur aus Tarnungsgründen; »seine Verschlüs...
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