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Aus: »Saigon ist frei«, Beilage der jW vom 23.04.2025
Befreiung Saigons

David gegen Goliath

Jahrzehntelang wehrten sich die Kommunisten in Vietnam gegen westliche Fremdherrschaft – mit der Befreiung Saigons als glorreichem Ende
Von Kai Köhler
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Nach der Befreiung Saigons: Parade mit erbeuteten Waffen und Fahrzeugen (30.4.1975)

Hat 1975 die Demokratische Republik Vietnam ihren südlichen Nachbarn angegriffen und erobert? Die Frage kann nur durch einen historischen Rückgriff beantwortet werden. Der Niederlage der französischen Kolonialisten folgte im Juli 1954 das Genfer Abkommen, das eine vorübergehende Aufteilung des Landes in zwei Zonen und gesamtvietnamesische Wahlen bis 1956 vorsah. Diese Vereinbarung wurde von Beginn an von den Machthabern im Süden torpediert. Tatsächlich gab es zu keinem Zeitpunkt einen südvietnamesischen Staat, der eine völkerrechtliche Legitimation besessen hätte.

Auch ökonomisch und militärisch war das von Saigon aus kontrollierte Gebilde nicht eigenständig lebensfähig. Die USA hatten schon in der Schlussphase des französischen Kolonialkriegs den Großteil der Kosten übernommen. Das Regime von Ngo Dinh Diem, der nun als ihr Statthalter fungierte, war durchgehend auf US-Unterstützung angewiesen. Freilich hatte man sich den falschen Mann ausgesucht. Die allzu groben Mittel Diems bei der Unterdrückung der Linken zwangen immer mehr Vietnamesen im Süden zur Gegenwehr. Die vietnamesische Regierung, die auf den Nordteil des Landes beschränkt war, konzentrierte sich nach 1954 zunächst auf den Wiederaufbau und die Industrialisierung dieser Region. Erst 1961 begann sie, die Nationale Front für die Befreiung Südvietnams, die als breites Bündnis gegen die neokoloniale Herrschaft kämpfte, systematisch zu unterstützen.

Zu diesem Zeitpunkt waren bereits US-Militärs als »Berater« im Süden aktiv. Ihre Zahl stieg zwischen 1959 und 1962 von 900 auf 7.000. Ab 1965 bombardierten die USA Nordvietnam, im März des Jahres kamen die ersten Bodentruppen. Bis 1968 stieg ihre Stärke auf etwa 500.000 Soldaten, wozu noch etwa 50.000 aus anderen Staaten kamen, vor allem aus Südkorea. Es waren die demokratischen Administrationen John F. Kennedys und Lyndon B. Johnsons, die dies verantworteten; unter der republikanischen Regierung Nixons wurde ab 1969 die US-Truppenstärke reduziert und die sogenannte Vietnamisierung des Konflikts eingeleitet.

Die Niederlage der USA

Die Verringerung der Militärpräsenz geschah keineswegs freiwillig. Richard Nixon und sein Sicherheitsberater Henry Kissinger waren so militant antikommunistisch wie ihre Vorgänger. Nur wurden die politischen Kosten des Krieges zu hoch. Dass die Soldaten der Marionettenregierung in Saigon, US-Militärs und ihre Hilfstruppen aus anderen Staaten systematisch Kriegsverbrechen begingen, war nicht zu leugnen. Das schloss massenhaften Mord an der Zivilbevölkerung, Einsatz verbotener chemischer Waffen, Folter und Tötung von Kriegsgefangenen ebenso ein wie die systematische Verwüstung großer Gebiete, um der Guerilla ihre Rückzugsgebiete zu nehmen.

Voraussetzung des militärischen Erfolgs im Süden war eine Guerillataktik, die einem technologisch weit überlegenen Gegner zielgerichtet Verluste zufügte und ihn zum großflächigen Einsatz von Gewalt bewegte. Der Norden war Bombardements ausgesetzt, die weitaus massiver waren als die gegen Deutschland im Zweiten Weltkrieg. Leben und Produktion wurden allerdings erfolgreich in den Untergrund verlagert. »Moral Bombing« scheiterte einmal mehr.

Militärisch und wirtschaftlich schaffte es die kommunistische Seite, den Krieg nicht zu verlieren. Politisch wurde zentral, dass die von den USA und ihren Statthaltern im Süden eingesetzten Mittel allzu deutlich dem angeblichen Ziel widersprachen, Freiheit und Demokratie zu sichern. Der Vietnamkrieg wurde zum Kristallisationspunkt linker Proteste in den USA und Westeuropa – doch mit oppositionellen Studenten, die keine gesellschaftliche Mehrheit vertraten, hätten die imperialistischen Regierungen leben können. Weitaus bedrohlicher waren Zerfallserscheinungen im US-Militär. Es gab passive Arten des Sichentziehens; Drogenkonsum war eine verbreitete Form und schwächte die Kampfkraft. Unbeliebte Offiziere, die riskante Einsätze befahlen, lebten gefährlich: »Splittern« (fragging) war der gängige Ausdruck für die Methode von Mannschaften, sich mittels einer Splittergranate vor solchen Unternehmungen zu drücken. Illegale Zeitungen schufen politisches Bewusstsein bei den Wehrpflichtigen, und offene Befehlsverweigerungen wurden so häufig, dass sie allein durch die Militärjustiz nicht mehr zu unterdrücken waren.

Mittelfristig war der Wechsel zur Berufsarmee eine Folgerung, die die US-Regierung aus der Niederlage zog. Die zweite Konsequenz war, nur »embedded journalists« eine Berichterstattung zu ermöglichen, um hässliche Bilder wie das des kleinen nackten Mädchens zu vermeiden, das vor einem Napalmangriff davonläuft. Künftige Kriege für Freiheit und Demokratie sollten als sauber erscheinen. Die systematische Ermordung von Journalisten gegenwärtig durch Israel gehört in diesen Zusammenhang.

Neues Vorgehen unter Nixon

»Vietnamisierung« war das Schlagwort für die Strategie der Regierung Nixon. Das hieß: schrittweiser Abzug der US-Kampftruppen bei Ausbau südvietnamesischer Streitkräfte. Der Gedanke, dass letzteren allein gelingen könnte, woran sie zusammen mit einer halben Million von US-Soldaten gescheitert waren, war offensichtlich Unfug. Die Entscheidung kostete allerdings Hunderttausende Menschen das Leben. Die Bombenkampagnen wurden unter Nixon nicht nur intensiviert, sondern auch auf weite Teile von Laos und Kambodscha ausgeweitet, wo sich Nachschubwege und Rückzugsräume der kommunistischen Kämpfer befanden. Auch hier griffen die USA nicht gezielt militärische Objekte an, sondern vernichteten großflächig jegliche Lebensgrundlage.

Auch diese Kriegsverbrechen brachten keine Wende. Friedensverhandlungen zwischen den Regierungen Vietnams und den USA standen im Herbst 1972 kurz vor dem Abschluss, als das Regime in Saigon Zusatzforderungen erhob. Als Vietnam darauf nicht einging, begannen die USA eine Serie von Luftangriffen, die alles Vorangegangene übertrafen. In zwölf Tagen wurden etwa 20.000 Tonnen Bomben abgeworfen. Am Ausgang änderte diese größte Bombenkampagne seit Ende des Zweiten Weltkriegs kaum etwas. Am 27. Januar 1973 wurde in Paris eine Vereinbarung unterzeichnet, die man so auch schon Monate zuvor hätte haben können.

Der Vertrag bezog sich auf das Genfer Abkommen von 1954 und sah eine friedliche Vereinigung Vietnams vor. Die USA verpflichteten sich, innerhalb von sechzig Tagen ihre Truppen einschließlich militärischer Berater abzuziehen. Die Frontlinien im Südteil des Landes zwischen den befreiten Gebieten und dem von Saigon aus beherrschten Territorium wurden für eine Übergangszeit festgeschrieben, wobei ein nationaler Versöhnungsrat freie Wahlen vorbereiten sollte. Den Kriegsparteien im Süden wurde jegliche Aufrüstung untersagt; lediglich Materialverluste durften ersetzt werden.

Von Beginn an wurde das Pariser Abkommen von westlicher Seite sabotiert. Nguyen Van Thieu, der seit 1967 als Präsident in Saigon die Macht ausübte, hatte kurz vor der Unterzeichnung des Abkommens verkündet, dass sich nichts ändere. Jeder, der in kommunistischer Manier spreche, verstoße gegen die Gesetze: »Wir müssen ihn genauso töten, wie wir es bisher getan haben.« Entsprechend unternahmen südvietnamesische Truppen Angriffe auf befreite Gebiete. Unterstützt wurden sie durch die USA, die Waffen in großen Mengen lieferten und ihre immer noch zahlreichen militärischen Berater zu zivilen Beratern erklärten, ohne dass sich in der Sache etwas änderte. Die US-Botschaft in Saigon hatte Anfang 1974 stattliche 3.288 Planstellen.

Die vietnamesische Regierung stand angesichts dessen vor der Entscheidung, ob sie lang- oder kurzfristig vorgehen sollte. Für ein langfristiges Vorgehen sprachen die schweren Schäden, die die US-Luftangriffe im Norden des Landes angerichtet hatten. Besser wäre eine wirtschaftliche Stärkung des Nordens, um so die Befreiung des Südens vorzubereiten. Gegen diese Möglichkeit sprachen zum einen die Aggressivität des Regimes im Süden, zum anderen die Gefahr, dass die Schwäche der USA nur vorübergehend war. Nixons Handlungsfähigkeit war seit Ende 1972 durch den Watergate-Skandal nach einem Einbruch seiner Leute ins Hauptquartier der Demokraten eingeschränkt; im August 1974 musste er zurücktreten und sein Amt an den Vizepräsidenten Gerald Ford übergeben. Es blieb die Frage, wie schnell die USA zu einer offen aggressiven Außenpolitik zurückkehren würden und wie organisiert die internationale Solidaritätsbewegung, die ja mit dem offiziellen Rückzug der USA ein Hauptziel erreicht hatte, dann noch sein würde.

Die Schlussphase

Angesichts dessen und als klar war, dass die Machthaber in Saigon freie gesamtvietnamesische Wahlen nicht zulassen würden, entschied das Politbüro in Hanoi bereits 1973, die Befreiung des ganzen Landes mit militärischen Mitteln durchzuführen. Im Herbst 1974 wurde mit diesem Ziel ein Zweijahresplan entworfen. Die damit verbundenen Schwierigkeiten waren offensichtlich. Die Armee im Süden war immer noch ein ernstzunehmender Machtfaktor, personell stark und modern ausgerüstet. Ihr mit den bewährten Methoden des Guerillakrieges punktuell Niederlagen zuzufügen, würde nicht mehr ausreichen. In der Endphase eines Befreiungskriegs geht es nicht ohne eine offene militärische Konfrontation.

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Platz für die ganze Familie: Straßenszene aus Saigon wenige Monate vor der Befreiung (30.1.1975)

Die erste Phase der Offensive begann am 8. März 1975. Vietnamesische Verbände schnitten die Versorgungswege zur Provinzhauptstadt Buon Ma Thuot ab. Der Angriff auf die Stadt selbst setzte am 10. März ein, und bereits einen Tag später waren die Kämpfe dort beendet. Die südliche Armee hatte gut 10.000 Soldaten durch Tod, Verwundung und Gefangennahme verloren, dazu viel Material.

Diese Niederlage bedrohte aber noch nicht die Existenz des Regimes im Süden an sich. Ein Blick auf die Karte zeigt aber das Problem: Vietnam erstreckt sich über 1.650 Kilometer von Norden nach Süden und ist besonders in seiner mittleren Region sehr ­schmal. Mit der Eroberung von Buon Ma Thuot verfügte die Regierung über eine stabile Position im Zentrum des südlichen Landesteils, die einen Vorstoß bis zum Meer als aussichtsreich erscheinen ließ. Entsprechend panisch reagierte Thieu in Saigon. Bis dahin hatte das Ziel darin bestanden, alle noch vom Süden kontrollierten Gebiete zu verteidigen, was es dem Norden ermöglichte, in einzelnen Schwerpunktregionen Erfolge zu verzeichnen. Nun aber folgte der Befehl, die Truppen des Südens zu konzentrieren.

Was an sich sinnvoll war, entwickelte sich angesichts der Niederlage von Buon Ma Thuot vielerorts zu einer regellosen Flucht. Die Großstädte Hue und Danang fielen fast kampflos an die Befreier. Soldaten der Südarmee ergaben sich oder versuchten, in Zivilkleidung unterzutauchen. Aufnahmen von Militärs, die panisch versuchten, sich Plätze auf Schiffen oder in Hubschraubern zu sichern, verstärkten den Eindruck, dass die antikommunistische Ordnung zusammenbreche, und damit ihren tatsächlichen Zerfall.

Binnen weniger Wochen hatte das Regime im Süden einen Großteil des von ihm kontrollierten Gebiets, zahlreiche Soldaten und etliches militärisches Gerät verloren. Dieser unerwartet große Erfolg der Offensive führte in Hanoi zum Umdenken. Es galt, unnötige Opfer zu vermeiden, und das bedeutete in der neuen Lage: den Gegnern im Süden keine Zeit für eine erneute Konsolidierung zu lassen, sondern die Befreiung des Landes bereits 1975 zum Ende zu bringen. Am 31. März fasste das Politbüro den entsprechenden Beschluss.

Dabei waren allen Beteiligten die damit verbundenen Schwierigkeiten klar. Bis zum Beginn der Regenzeit, die im von Flüssen durchzogenen und teils sumpfigen Gelände rund um Saigon ein offensives Vorgehen schwerer Verbände verhindern würde, war nur noch etwa ein Monat Zeit. Bis dahin mussten mehrere Divisionen in das Umland der Stadt verlegt werden. Die Verkehrswege waren schlecht. Die einzige Eisenbahnlinie stammte aus der Kolonialzeit und war einspurig. Sogar wichtige Verbindungsstraßen waren nicht asphaltiert. Die gegnerische Luftwaffe verfügte immer noch über zahlreiche Flugzeuge und konnte die Logistik empfindlich stören.

Dem 1. Armeekorps gelang es in nur zehn Tagen, bis zum 17. April, seine Soldaten und Unmengen an Material über bis zu 1.700 Kilometer teils unbefestigter Straßen bis in die Angriffsstellung in den Norden von Saigon zu bringen. Weiter östlich stieß das 4. Armeekorps bei Xuan Loc auf heftigen Widerstand von Einheiten des Südens. Es dauerte zwölf Tage, bis zum 21. April, die Blockade niederzukämpfen und auf die vorgesehene Ausgangsstellung vor Saigon vorzurücken.

Die Befreier konnten dort nun eine Truppenstärke von 270.000 aufbieten, zu denen noch Partisanen im Inneren der Stadt kamen. Ihr Angriff begann am 28. April, wobei die im Osten Saigons stationierten Verbände, die am weitesten von der Stadt entfernt waren, bereits vom 26. an vorrückten. Der Plan sah vor, dem Regime mögliche Rückzugswege ins südlich von Saigon gelegene Mekong-Delta abzuschneiden und die Hauptkräfte des Gegners bereits in seinen Stellungen außerhalb der Stadt zu binden und zu zerschlagen. Ein für die Zivilbevölkerung desaströser Straßenkampf in Saigon sollte unbedingt vermieden werden. Mobile Panzergruppen sollten von mehreren Seiten die im Flussland von Saigon wichtigen Brücken sichern und ins Stadtzentrum vorstoßen, um dort militärische und politische Kommandostellen zu sichern.

Im Umfeld der Stadt hatte die südliche Armee noch etwa 125.000 Männer stationiert, etwa je zur Hälfte reguläre Soldaten und Milizionäre. Es handelte sich also um eine beachtliche Streitmacht, gut ausgerüstet und zum Teil gut ausgebildet. Bereits die Kämpfe um Xuan Loc hatten gezeigt, dass die Regierung in Saigon immer noch über kampfwillige und kompetent geführte Einheiten verfügte. Die Befreiung der Stadt war kein Spaziergang. An taktisch wichtigen Punkten traf die vietnamesische Armee auf ernsthaften Widerstand. In den letzten Tagen des Krieges wurden noch etwa 6.000 ihrer Soldaten getötet oder verwundet.

Insgesamt aber waren die südlichen Truppen zu schwach. Ihre Koordination litt darunter, dass sich Stabsoffiziere im Stadtzentrum schon nach Möglichkeiten umsahen, sich von den USA ausfliegen zu lassen. Nach zwei Tagen waren die wesentlichen Angriffsziele erreicht: Die gegnerischen Kräfte waren zerschlagen oder im Kampf gebunden, wichtige Brücken gesichert oder behelfsmäßig ersetzt und ein möglicher Rückzugsweg nach Süden abgeschnitten. Am Morgen des 30. April stießen vietnamesische Truppen planmäßig ins Zentrum vor, ohne dass es noch zu nennenswerten Kämpfen kam. Saigon konnte fast unzerstört befreit werden.

Am 21. April war Thieu zurückgetreten, am 28. der Vizepräsident Tran Van Huong. Als Präsident agierte nunmehr Duong Van Minh, ein Putschgeneral aus den 60er Jahren, der vorsichtig Reformen versucht hatte und 1964 seinerseits gestürzt worden war. Er galt als Vertreter eines dritten Wegs, doch für Verhandlungslösungen war es nun zu spät. Ein Gesprächsangebot Minhs wurde zurückgewiesen, und am 30. April gegen 11.30 Uhr drangen die ersten vietnamesischen Soldaten in den Präsidentenpalast ein. Minh blieb nichts anderes übrig, als der bedingungslosen Kapitulation zuzustimmen. Nur wenige seiner Soldaten versuchten weiterzukämpfen – am Morgen des 2. Mai ergaben sich die letzten von ihnen. Der Vietnamkrieg war endlich beendet.

Ausblick

Die USA wurden von der Niederlage überrascht. Noch bis weit in den April hinein hatte ihr Botschafter in Saigon, Graham Martin, die Lage für beherrschbar gehalten und entsprechend berichtet. Erst am Vormittag des 29. April begann die Evakuierung, für die weniger als 24 Stunden Zeit blieb. Die Bilder von ihrem chaotischen Verlauf waren eindrucksvoll und trugen dazu bei, dass die US-Regierung für einige Jahre aus innenpolitischen Gründen vorsichtig agieren musste und der Rest der Welt ein wenig sicherer war.

Zu Machtwechseln kam es auch in den Nachbarländern Vietnams. In Laos gewann bis zum Jahresende 1975 die kommunistische Pathet-Lao-Bewegung schrittweise die Kontrolle über die Regierung. Bereits am 17. April hatten in Kambodscha die Roten Khmer eine US-gestützte Militärdiktatur besiegt. In diesem Fall allerdings war ein neues Problem entstanden. Die Roten Khmer errichteten ein Terrorregime. Die planmäßige Zerstörung der Wirtschaft führte zu einer Hungersnot; die Gewalt richtete sich besonders gegen die vietnamesische Minderheit im Land. In der Grenzregion griffen die Roten Khmer Dörfer auf vietnamesischem Gebiet an und massakrierten die Bevölkerung. Vietnam hatte einen weiteren Krieg zu bestehen. 1979 konnten vietnamesische Truppen auch einen Großteil Kambodschas befreien; die Kämpfe dauerten aber noch jahrelang an.

Kai Köhler ist Literaturwissenschaftler und Publizist und lebt in Berlin. Bis 2012 lehrte er als Assistenzprofessor an der Hankuk University of Foreign Studies in Seoul.

Literatur: Hellmut Kapfenberger: … unser Volk wird gewiss siegen. Verlag Wiljo Heinen, Berlin und Böklund 2015

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