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Aus: Phantastische Literatur, Beilage der jW vom 11.02.2015

Phantastik und Gesellschaftskritik

Von Thomas Wagner
Aktivisten der ukrainischen Internet-Partei, Kiew am 29. März 20
Aktivisten der ukrainischen Internet-Partei, Kiew am 29. März 2014

Während Krimibesprechungen mittlerweile ihren Weg ins Feuilleton gefunden haben, haben es Titel, denen das Etikett Science-Fiction oder Fantasy angeheftet wurde, immer noch schwer. Auch viele linke Leser stehen diesen Genres skeptisch bis ablehnend gegenüber. Das ist insofern ein Widerspruch, als eine ganze Reihe fortschrittlicher Gegenwartsautoren mit Werken der phantastischen Literatur geglänzt haben. Das gilt für Ronald M. Schernikaus »Legende« wie für Irmtraud Morgners »Leben und Abenteuer der Trobadora Beatriz nach Zeugnissen ihrer Spielfrau Laura«. Der von vielen junge Welt-Lesern geschätzte Dietmar Dath ist im Hauptberuf Science-Fiction-Autor. Schon Alfred Döblin (1878–1957) legte mit »Berge Meere und Giganten« einen Zukunftsroman vor.

In diesem Zusammenhang ist erwähnenswert, dass es sich auch bei zwei der am meisten diskutierten Bücher der vergangenen Monate um Science-Fiction-Romane handelt. Da ist zum einen Dave Eggers »The Circle« über die schöne neue Welt, die ein Kommunikationsunternehmen den Menschen der nahen Zukunft beschert. Aber auch Michel Houellebecqs Roman »Unterwerfung« über ein islamisiertes Frankreich gehört hierher. Einer gründlichen Auseinandersetzung mit der Arbeit des französischen Literaturstars wird der Schwerpunkt der Literaturbeilage zur Leipziger Buchmesse gewidmet sein.

Im vorliegenden Spezial erwartet Sie ein Gespräch mit Pierce Brown, dem 1988 geborenen Science-Fiction-Autor. In seinem auf dem Mars angesiedelten »Red Rising« geht es um den Missbrauch von Macht und den Widerstand dagegen. Kristina Petzold nimmt Sie mit auf einen Ausflug in die morbide Welt der Bibliotheken. Christian Hoffmann setzt sich mit Jeff VanderMeers verstörendem Roman »Auslöschung« auseinander. Gerd Bedszent wirft einen Blick auf die Geschichte der Science-Fiction-Literatur. Sie lesen, was »Der Hobbit« und »Der Herr der Ringe« mit dem Ersten Weltkrieg zu tun haben. Was dabei herauskommt, wenn ein Science-Fiction-Verleger sich Gedanken über die Zukunft macht, erfahren Sie von Michael Saager. Schließlich untersucht Michael Streitberg, wie Japans Rechtsruck die dortige Mangakultur beeinflusst. Gemeinsam mit Lukas Laier hat er das Onlinemagazin Tanuki Republic ins Leben gerufen, das die Erzeugnisse japanischer Populärkultur als eine Widerspiegelung gesellschaftlicher Widersprüche und politischer Auseinandersetzungen betrachtet.

tanukirepublic.net

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Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren. Denn nicht allen lernen die junge Welt kennen, da durch die Beobachtung die Werbung eingeschränkt wird.

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