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Aus: Ausgabe vom 30.06.2007, Seite 12 / Feuilleton

Der Coolste

Bogart, Brando, Dean. Hm. Newman, McQueen, Redford. Hm, hm. Di Caprio, Depp, Dillon. Ach. Wer uns von den Idolen tatsächlich berührt, ist Robert Mitchum, leider am 1. Juli vor zehn Jahren mit 79 Jahren an Lungenkrebs verstorben. Der Tollste, der Größte, der Coolste. Ein Schrank mit Schlafwagenschaffnerblick in Richtung: Regt, euch doch mal alle ab, ey Mann! Kein Oscar, aber Knast wegen Kiffen und lustige Calypso-Musik, selbst aufgenommen und 57 Jahre lang mit Ehefrau Dorothy Spencer verheiratet. Muß man erst mal bringen.

Mitchum war der Sohn eines Eisenbahners, flog mit 14 von der Schule und arbeitete unter anderem als Maschinenputzer, Rausschmeißer, Bergmann, Schmied und Ghostwriter, bevor er 1943 seine erste Filmrolle erhielt. Er war eine Ikone der »Schwarzen Serie« und wurde mit über 150 Film- und Fernsehrollen zur Hollywoodlegende Marke lässiges, müdes Rauhbein mit hochentwickeltem Minimalismus in Gestik und Sprechweise. Er hatte Ärger mit McCarthy (»Crossfire«, gedreht 1947, wurde erst 1973 ausgestrahlt). Legendär seine Rolle als falscher Priester in »Die Nacht des Jägers« von Charles Laughton (1955), der mit den dunklen Kräften ringt – auf seiner einen Hand ist »Love«, auf der anderen »Hate« tätowiert. Am heutigen Samstag um 21 Uhr im Berliner Eiszeit-Kino zu sehen. Am Sonntag läuft dort der Spät-Film-Noir »Farewell my Lovely« von Dick Richards (1975), in dem Mitchum den amtlichen Philip Marlowe gibt. Außerdem hält jW-Autor Klaus Bittermann eine Mitchum-Marlowe-Einführungsvorlesung, denn »Farewell my Lovely« ist sein Lieblingsfilm. Am Montag gibt es dann im Eiszeit »Out of the Past« (1947) von Jacques Tourneur, am Dienstag »Broken Noses« (1987) von Bruce Weber und am Mittwoch »The Yakuza« (1974) von Sydney Pollack. (jW)

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