Ladenhüter des Tages: Deutscher Wein
Von Niki Uhlmann
Es ist zum Heulen, nein, Weinen: »Der Weinbau in Deutschland ist in der größten Krise seit Jahrzehnten«, warnte Bauernpräsident Joachim Rukwied am Freitag in der Rheinischen Post. Da hilft nur noch eins: Saufen. Rot oder weiß? Mit Schaum oder mit ohne? Scheißegal! Aber deutscher Wein muss es sein. »Ich appelliere an die Verbraucherinnen und Verbraucher: Trinkt mehr deutschen Wein«, warb Rukwied für mehr Nationalstolz beim Bechern. Immerhin hat der deutsche Süffel damit eine weitere Rechtfertigung für Alkoholgenuss: Fortan ist es von zentraler Bedeutung für den Wirtschaftsstandort BRD, dass pro Haushalt täglich ein Tetrapak Dornfelder geleert wird.
Nur hat der Bauernpräsident offenbar nicht bedacht, dass der Sorgenbrecher, mit dem man sich die Welt schöntrinken will, schmecken muss. Sind Bouquet, Textur und Nachhall eines Rebensafts rundum fad, hinterlässt er keine Heiterkeit, sondern allenfalls adstringierte Gesichter. Oder aber Rukwied hatte seinen eigenen Rat befolgt und schon ein paar Gläser intus, ließ er sich doch zur Behauptung hinreißen, dass deutscher Most »locker mit Weinen aus Frankreich, Spanien oder Italien mithalten« könne. Dann könnte sein wirres Plädoyer für Bürokratieabbau auch wohlwollend als neuronale Spontangärung verbucht werden. Die Argumente waren jedenfalls noch nicht reif.
Apropos Reifen: Mehr noch als die Weinbauern müssen wohl die deutschen Autobauer für Jubelstimmung tanken. Wer Nationalist ist und Deutschland so richtig voranbringen will, möge sich umgehend einen neuen Volkswagen zulegen und mit seinen Kameraden Müller und Thurgau im Vollsuff über ein paar Landstraßen heizen. Die Weinkenner würden hier wohl von Auslese sprechen – und sich sogleich damit befleißigen, ungefragt den Begriff »Terroir« zu erläutern. Für mich zählt nur der revolutionäre Terroir. Prosit!
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