Warum tut sie so?
Was interessiert ihn sein Gehetz von gestern? Trump bekanntlich hat keine Filter. Er kann im Wahlkampf poltern, ohne den Tag nach der Wahl zu bedenken. Eine Stärke, denn im Wahlkampf setzen sich die einfachsten Schablonen durch, und ein Blowback braucht der amtierende Präsident, dessen Erfolg auf einer Anhängerschaft ruht, die sich von Tatsachen ohnehin nicht täuschen lässt, kaum zu fürchten. In den USA scheint das jeder begriffen zu haben, in Deutschland, wo man weiterhin meint, Trumps Politik funktioniere nach herkömmlichen Gesetzen, tut man sich schwer. Entsprechend groß die Erwartungen nach der Veröffentlichung der Epstein-Files.
2024 hatte Trump die Veröffentlichung gefordert, nicht zuletzt, weil gelungen war, den Skandal um sexualisierte Gewalt im Umfeld des 2019 in den Tod entkommenen Investmentbankers Jeffrey Epstein als Skandal der liberalen Milieus hinzustellen. Mit Beginn der zweiten Amtszeit war Trump zunächst zögerlich, die angekurbelte Dynamik in der MAGA-Basis aber nicht aufzuhalten. So verabschiedete man im November ein Gesetz, das die Veröffentlichung der Files vorsieht, und keine 24 Stunden nachdem die Dokumente am Wochenende online gestellt wurden, waren einige Fotodokumente bereits wieder entfernt, darunter wenigstens ein Bild, auf dem Trump neben Epstein zu sehen ist.
Das Handelsblatt versichert, dass die von Pam Bondi vollstreckte Aktion sich als schwierig für Trump erweisen könnte. Der werde »die Affäre (…) nicht los«, heißt es, als laufe auch bloß einer seiner Stammwähler Gefahr, bei der nächsten Wahl die Demokraten zu wählen. Um die Stammwähler aber geht es in der Epstein-Sache, es war vor allem die MAGA-Bewegung, die die Files zum Thema gemacht hat. Gleichwohl sei der Skandal »eine Zäsur«, der »intransparente Umgang mit den Akten wird die Skepsis von Trumps Anhängern nur noch verstärken«, verkleidet das Blatt seinen Wunsch als Prognose.
Prononciert schreibt die FAZ, was sich differenzierter nicht sagen ließe: »Der Präsident hat aus dem ›Department of Justice‹ längst seine erweiterte Anwaltskanzlei gemacht.« Allerdings ergeben sich, heißt es zudem, aus Trumps Vorkommen in den Akten bislang keine strafrechtlich relevanten Vorwürfe. Auch das ist richtig, gilt aber ebenfalls für den von den MAGA-Leuten ins Visier genommenen Demokraten Bill Clinton.
Entsprechend findet die Süddeutsche Zeitung, dass Clinton »auffällig häufig« und Trump »auffällig selten« im publizierten Material auftauchen. Beide hielten regen Kontakt zu Epstein, beide ohne Hinweise auf Straftaten. »Warum also gibt das Justizministerium jetzt so viele Fotos von Clinton frei?« Ja, wieso denn bloß? (fb)
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