Gegründet 1947 Montag, 22. Dezember 2025, Nr. 297
Die junge Welt wird von 3063 GenossInnen herausgegeben
Aus: Ausgabe vom 22.12.2025, Seite 1 / Titel
US-Piraterie in der Karibik

USA setzen Raubzug fort

US-Armee kapert nächsten Öltanker vor Venezuelas Küste. Die internationale Kritik an Washingtons Kriegskurs wird lauter
Von Volker Hermsdorf
2025-12-17T210527Z_1443922926_RC2IIIA58VXE_RTRMADP_3_USA-CARIBBE
Maritime Drohkulisse: Der Hubrschauberträger USS »Iwo Jima« am Hafen von Ponce in Puerto Rico

Zum zweiten Mal binnen weniger Tage haben US-Streitkräfte am Sonnabend (Ortszeit) einen Öltanker in internationalen Gewässern nahe der venezolanischen Küste gekapert. Ziel war der Tanker »Centuries«, der 1,8 Millionen Barrel venezolanisches Rohöl für China transportierte. Die nächtliche Kommandoaktion erfolgte unter Einsatz von Militärhubschraubern und Personal der US-Küstenwache. Bereits am 10. Dezember war ein erster Tanker, die »Skipper«, von US-Einheiten nach Houston (Texas) entführt worden. »Die eiserne Faust der Streitkräfte und der Strafverfolgungsbehörden der Vereinigten Staaten beherrscht die Meere«, erklärte die Küstenwache nun im Stil der Kanonenbootpolitik.

Die Sprecherin des Weißen Hauses, Anna Kelly, rechtfertigte die Aktion mit der Behauptung, die »Centuries« sei ein »falsch beflaggtes Schiff der venezolanischen Schattenflotte«, das »gestohlenes Öl« schmuggle. Die Vereinigten Staaten würden »weiterhin gegen den illegalen Transport von sanktioniertem Öl vorgehen, das zur Finanzierung des Drogenterrorismus in der Region verwendet wird«, erklärte Heimatschutzministerin Kristi Noem. »Wir werden euch finden und wir werden euch stoppen«, fügte sie hinzu. US-Kriegsminister Pete Hegseth ergänzte, die von Trump verkündete Seeblockade gegen »unter Sanktionen stehende Erdöltanker« werde weiter Bestand haben. Agenturberichten zufolge befindet sich das unter der Flagge Panamas fahrende Schiff jedoch in chinesischem Eigentum. Laut AFP steht es nicht auf der Liste der von Sanktionen betroffenen Unternehmen oder Personen.

Die venezolanische Regierung verurteilte den erneuten »schwerwiegenden räuberischen Akt der Piraterie«. Vizepräsidentin Delcy Rodríguez warf den USA »Diebstahl und Entführung«, sowie das »gewaltsame Verschwindenlassen der Besatzung« vor. Caracas kündigte eine Beschwerde vor dem UN-Sicherheitsrat an. Die USA verfolgten einzig das Ziel, einen Regimewechsel zu erzwingen und sich die größten Ölreserven der Welt anzueignen. Doch »das kolonialistische Modell Washingtons« werde scheitern, so Rodríguez. Seit September attackiert das US-Militär völkerrechtswidrig zivile Schiffe in der Region. Nach offiziellen Angaben fielen bereits mehr als 104 Menschen den tödlichen Angriffen auf angebliche Schmugglerboote zum Opfer. Trump werde »so lange Boote in die Luft jagen«, bis Venezuelas Präsident Nicolás Maduro aufgebe, kündigte die Stabschefin des Weißen Hauses, Susan Wiles, in einem Interview des Magazins Vanity Fair an. In einem am Freitag ausgestrahlten Interview mit NBC News schloss Trump auch die Möglichkeit eines Krieges gegen Venezuela nicht aus.

Die Empörung über Trumps Drohungen und die völkerrechtswidrige Seeblockade nimmt weltweit zu. Kuba prangerte am Sonntag den »staatlichen maritimen Terrorismus« der USA an und forderte die internationale Gemeinschaft zum Einschreiten auf. Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva warnte am Vortag vor einer »humanitären Katastrophe« für die gesamte Region. Mexikos Präsidentin Claudia Sheinbaum appellierte am Freitag an die UNO, ein Blutvergießen zu verhindern. Auch Irans Außenminister Abbas Araghtschi versicherte Venezuela am Sonnabend der »uneingeschränkten Solidarität« seines Landes. Der Diplomat bot eine Zusammenarbeit in allen Bereichen an – im Kampf gegen die Piraterie und den internationalen Terrorismus der USA. Nicht überraschend begrüßte Argentiniens ultrarechter Staatschef Javier Milei dagegen Trumps Vorgehen. Auf dem Mercosur-Gipfel forderte er am Sonnabend die Regierungen der Region auf, Washingtons Kriegskurs zu unterstützen.

Friedenspropaganda statt Kriegsspielzeug

Mit dem Winteraktionsabo bieten wir denen ein Einstiegsangebot, die genug haben von der Kriegspropaganda der Mainstreammedien und auf der Suche nach anderen Analysen und Hintergründen sind. Es eignet sich, um sich mit unserer marxistisch-orientierten Blattlinie vertraut zu machen und sich von der Qualität unserer journalistischen Arbeit zu überzeugen. Und mit einem Preis von 25 Euro ist es das ideale Präsent, um liebe Menschen im Umfeld mit 30 Tagen Friedenspropaganda zu beschenken.

links & bündig gegen rechte Bünde

Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.