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Aus: Ausgabe vom 18.12.2025, Seite 9 / Schwerpunkt
Bildreportage

Mit Trotz und Liebe

Viele haben den Süden Libanons unter Israels Angriffen verlassen. Diejenigen, die noch oder wieder da sind, wollen bleiben
Von Adri Salido
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Auf dem Jarun-Hügel liegen die Häuser nach israelischen Angriffen in Trümmern

Im Südlibanon dauern die Bombardierungen trotz eines vor über einem Jahr vereinbarten Waffenstillstands mit Israel fast täglich an. In Dörfern wie Mais Al-Dschabal, Blida und Jarun, kaum einen Kilometer von der Demarkationslinie entfernt, sind die Straßen leer und die meisten Gebäude durch israelische Angriffe zerstört. Geschlossene Schulen, eingestürzte Dächer und verlassene Felder bilden den Rahmen für eine Landschaft, in der sich das normale Leben auf eine Handvoll fester Gewohnheiten reduziert hat. Viele Bewohner sind längst geflohen, weil die Gefahr nie wirklich abgeklungen ist. Andere sind mehrmals weggegangen und wieder zurückgekehrt, bis sie sich entschlossen haben, trotz des ständigen Summens von Drohnen und eines nicht nachlassenden Drucks, zu bleiben.

Einer von ihnen ist Hussein, der einen Sanitärfachhandel besitzt, eines der wenigen Geschäfte, die noch in Mais Al-Dschabal geöffnet sind. Mit entschlossenem Blick beschreibt er im Gespräch mit junge Welt den Wiederaufbau des Familienbetriebs, nachdem ein israelischer Angriff ihn zerstört hatte. Als die Situation für seine Familie zu gefährlich wurde, zog er für fast zwei Jahre nach Beirut. Bei seiner Rückkehr war der Laden, für den er gekämpft hatte, nur noch Schutt. »Das ist kein Leben«, sagt Hussein. »Wir haben keine Sicherheit und keinen Wohlstand. Wir leben jeden Tag mit der Angst, dass etwas passieren könnte.« Seine größte Kraft, um hier zu bleiben, sei sein Sohn: »Er wurde während des Krieges geboren und ist jetzt zehn Monate alt. Wir müssen hierbleiben; dies ist unser Land und wir wollen hier leben. Ich möchte meinem Feind sagen: Wir sind keine Terroristen, wir verteidigen unser Zuhause. Kümmern Sie sich um Ihr Volk; wir wollen keinen Krieg, wir wollen ein normales Leben.«

Nur 15 Autominuten entfernt, auf einem Hügel oberhalb von Jarun, wo kaum noch Häuser stehen, kann man israelische Streitkräfte beim Bau einer Mauer beobachten, die laut den Vereinten Nationen über die sogenannte Blaue Linie hinausragt und damit eine Verletzung der libanesischen Souveränität darstellt. Trotz dieser Bedrohungen und zunehmenden Spannungen, halten die Bewohner dieses Teils des Südlibanon durch – trotzig, in einem Konflikt, der kein Ende zu nehmen scheint.

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    Mit Verlust und Unsicherheit umgehen in einer Stadt, in der das tägliche Leben zerstört wurde: Dschamal aus Mais Al-Dschabal
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    In Mais Al-Dschabal wurden viele Einheimische – Kämpfer und Zivilisten – gleichermaßen, bei Zusammenstößen mit der Armee und israelischen Angriffen getötet
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    Wände aufgerissen, Möbel und persönliche Gegenstände über den Boden verstreut: Ein Dorfhaus nach einem israelischen Angriff
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    Ein Einwohner blickt wachsam von seinem Unterschlupf auf die leere Straße. Selbst Momente der Stille fühlen sich ungewiss an

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