Nach Protest von Fußballfans rudern Innenminister zurück
Bremen. Die organisierten Fußballfans in Deutschland werten die Ergebnisse der Innenministerkonferenz als ihren Erfolg. »Wir nehmen zur Kenntnis, dass ein großer Teil der zwischenzeitlich geplanten und von uns kritisierten Maßnahmen nicht beschlossen wurde. Die bundesweiten Proteste haben gewirkt«, sagte der Sprecher im Dachverband der Fanhilfen, Oliver Wiebe, nach dem Ende des dreitägigen Treffens in Bremen.
Zwar betonten die Innenminister der Länder, den Sachstandsbericht einer Bund-Länder-offenen Arbeitsgruppe »Fußball ohne Gewalt« in Bremen besonders intensiv diskutiert zu haben. Aber zu den meisten Reizthemen, gegen die die Fans zuvor wochenlang vor und in den Stadien protestiert hatten, gab es bei der Innenministerkonferenz (IMK) keine Beschlüsse. Weder zu personalisierten Tickets, noch zu flächendeckenden Ausweiskontrollen, Gesichtserkennungen und einer KI-Überwachung.
Beschlossen und auch umgehend von den Fanverbänden kritisiert wurde lediglich eine bundesweit einheitliche Umsetzung von Stadionverboten. Ansonsten gab es auch beim Dauerstreitthema Pyrotechnik und deren Sanktionierung keine Einigung. »Uns war klar: Damit sind wir nicht fertig, sondern es gibt noch ein paar Baustellen mehr. Die haben was zu tun mit Einlass, die haben was zu tun mit Pyrotechnik«, sagte Nordrhein-Westfalens Innenminister, Herbert Reul (CDU). »An den Baustellen muss auch weitergearbeitet werden.«
Die Fan-Vereinigung Unsere Kurve wertete den Verlauf der IMK ebenfalls als Zeichen, dass »die Proteste von Fans, Vereinen sowie aus der Politik Wirkung gezeigt haben. Das heutige Signal bestätigt, dass zivilgesellschaftlicher Druck politische Entscheidungen beeinflussen kann«, heißt es in einer Stellungnahme.
Auch der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und die Deutsche Fußball Liga (DFL) hatten in den Wochen zuvor hinter den Kulissen darauf eingewirkt, Maximalforderungen der Politik zu entschärfen. So beschloss die DFL parallel zur Innenministerkonferenz eine Stärkung des Sicherheitsmanagements sowie der Fan- und Präventionsarbeit der Clubs. Danach soll jeder Bundesligaclub in Zukunft mindestens zwei Sicherheitsbeauftragte in Vollzeit beschäftigen. (dpa/jW)
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