Aus Leserbriefen an die Redaktion
Verheizt für Werte
Zu jW vom 8.12.: »›Wir bleiben‹«
Lieber Hans Otto Rößer, liebe jW-Redaktion, danke für diesen wirklich wichtigen, hervorragend recherchierten und belegten Artikel, aus dem ich aus dem zweiten Teil nur folgende Passage besonders hervorheben will: »Solche Äußerungen offenbaren nicht nur, dass die Bundesregierung weder willens noch in der Lage war, die Frage nach den Gründen der USA für einen bedingungslosen Rückzug aus Afghanistan überhaupt zu stellen, geschweige denn, sie beantworten zu können oder zu wollen. Genausowenig stellte sie sich die Frage, zu welchem Ziel und wie lange ein Krieg weitergeführt werden soll, der sich auf keine relevante Kraft in Afghanistan stützen konnte. Dieses Mäandern an der ›Grenze der Analysefähigkeit‹ schlägt sich in der Hilflosigkeit ihrer ›Politikversuche‹ nieder, deren Zielen schlicht die Mittel fehlten, um sie erreichen zu können. Es scheiterte ihr Versuch, mit einer Mehrheit im NATO-Rat eine Revision des Doha-Abkommens zu erreichen. Selbst eine Mehrheit dort hätte die USA niemals zur Zurücknahme ihrer Abzugsentscheidung bewegen können, und keine wie auch immer geartete Koalition hätte die von den USA bereitgestellten finanziellen, materiellen und personellen Ressourcen ersetzen können.« Ersetze »Afghanistan« durch »Ukraine«, und wir haben eine präzise Beschreibung der aktuellen Situation innerimperialistischer Auseinandersetzungen, die wie eh nur zu Lasten der als »Nationalvolk« in Haftung genommenen Menschen ging. Und verheizt wurden in Afghanistan – wie heute in der Ukraine – auf allen Seiten im Namen der »Werte« junge Menschen, die wahrscheinlich daran auch noch geglaubt haben. Die Wiedereinführung des Kriegsdienstes lässt grüßen. Wer lesen kann, die oder der lese! Und dann zieht endlich die einzig richtige Konsequenz: Der Hauptfeind steht immer zuerst im eigenen Land. Da bleibt keine Frage offen. Nochmals: Danke für dieses wichtige Stück Aufklärung!
Andreas Buderus, Berlin
»Eh’ die Sonne lacht«
Zu jW vom 6.12.: »Hans Eiden wird in Trier jetzt ohne Vorbehalte geehrt?«
Das Fragezeichen hinter der Überschrift ist berechtigt. Wird z. B. nicht weiter von interessierten Kreisen die Selbstbefreiung der Häftlinge des KZ Buchenwald geleugnet werden, bei der Hans Eiden am 11. April 1945 die bewaffnete Gruppe der Häftlinge anführte, die das Haupttor stürmte? Und wird man seinem Andenken als kommunistischer Politiker gerecht werden, derweil in Rheinland-Pfalz Mitglieder der auch in seiner Tradition stehenden Mitglieder der DKP von der SPD-geführten Regierung mit Berufsverbot bedroht werden? Was auch die Exministerpräsidentin Malu Dreyer, deren Kommen angekündigt ist, zu fragen sein wird.
Was vom offiziellen Trier möglicherweise bewusst verdrängt wurde, dem Autor des jW-Artikels wohl nicht bekannt ist, dass bereits 1995 ein 270seitiges Buch über Hans Eiden, gespickt mit zahlreichen Dokumenten und Zeugnissen, im Pahl-Rugenstein-Verlag erschien. Der Autor Horst Gobrecht, aus der Region Trier stammend, Gewerkschafter und nach 1990 viele Jahre Sprecher der DKP in Rheinland-Pfalz, hatte ihm den Titel gegeben »Eh’ die Sonne lacht«, einer Zeile aus dem Buchenwaldlied von 1938. Es behandelt auch, dass in der Zeit nach Eidens frühem Tod andere Trierer Widerstandskämpfer, z. B. Willi Torgau, wieder staatlich verfolgt wurden, ihnen als Mitgliedern der KPD Entschädigungen und Renten für erlittene KZ-Haft geraubt wurden.
Nach Hans Eiden und dem genannten Buch auf der Internetseite der Trierer Stadtbibliothek suchend, findet man unter dem Namen des Autors und des Buchtitels nichts. Der Suchbegriff Hans Eiden führt zur Einführung in die neugriechische Sprache durch einen Hans Eideneier nebst Gattin. Gegebenenfalls könnten die Verantwortlichen dort ja ihren Bestand anlässlich der Ehrung von Hans Eiden um eines der wenigen im Antiquariat erhältlichen Exemplare erweitern.
Volker Metzroth, Fürfeld
Falsche Anreize
Zu jW vom 8.12.: »Wie viele bezahlbare Wohnungen fehlen?«
Man sollte sich ernsthaft fragen, warum in einem angebotsorientierten Wirtschaftssystem ausgerechnet der »Wohnungsmarkt« nicht funktioniert, statt sich ausschließlich über Leerstände zu beklagen. In vielen anderen Wirtschaftsbereichen gibt es Überangebote – selbst bei Büroimmobilien –, doch bei einem der grundlegendsten Bedürfnisse der Menschen, dem Wohnen, versagt der Markt offensichtlich. Ein zentraler Faktor sind die Grundstückspreise. Hier sollten die Kommunen, die bereits von den Steuereinnahmen der Bewohner profitieren, Bauland für den Wohnungsbau zu kostendeckenden, jedoch erschwinglichen Preisen bereitstellen – orientiert an den reinen Erschließungskosten statt an spekulativen Marktwerten. Zweitens sollte der Staat kostengünstige, industrielle Wohnbauprojekte gezielt fördern. Es ist bemerkenswert, dass im wirtschaftlich angeschlagenen Deutschland der 1920er Jahre – etwa bei der Weißenhofsiedlung in Stuttgart – innovative und bezahlbare Wohnkonzepte verwirklicht werden konnten, an denen Architekten wie Le Corbusier, Ludwig Mies van der Rohe und Walter Gropius mitwirkten. Es ist höchste Zeit, das Bauwesen aus seiner handwerklich geprägten »mittelalterlichen« Struktur ins 21. Jahrhundert zu führen. Drittens gehört die heutige Architekten-Honorarordnung grundlegend reformiert. Ein System, in dem höhere Baukosten automatisch zu höheren Honoraren führen, schafft falsche Anreize und verteuert das Bauen unnötig weiter.
Istvan Hidy, Stuttgart
Die heutige Architekten-Honorarordnung gehört grundlegend reformiert. Ein System, in dem höhere Baukosten automatisch zu höheren Honoraren führen, schafft falsche Anreize und verteuert das Bauen unnötig weiter.
Friedenspropaganda statt Kriegsspielzeug
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