Zankapfel des Tages: Der Kaftan
Von Jörg Tiedjen
Vor kurzem überraschten die US-Unterhändler Steve Witkoff und Jared Kushner mit der Ankündigung, dass sie dabei seien, einen »Friedensvertrag zwischen Algerien und Marokko« zu vermitteln. Das war erstaunlich, da bis dahin gar nicht bekannt war, dass sich die beiden Maghrebstaaten überhaupt im Kriegszustand befinden. Zumindest, wenn damit militärische Feindseligkeiten gemeint sind. Denn ansonsten streitet man sich schon: zum Beispiel um den Kaftan, ein einteiliges Kleidungsstück ohne Kragen und mit weiten Ärmeln, das es sowohl für Frauen als auch für Männer gibt.
Das bislang letzte Kräftemessen fand diese Woche auf dem Gipfel der UN-Kulturorganisation UNESCO in Neu-Delhi statt. Allerdings reklamieren beide Seiten den Erfolg für sich. Am Mittwoch feierte die Presse in Marokko, dass der »marokkanische Kaftan« soeben als »Kulturerbe der Menschheit« gelistet worden sei. Am Donnerstag aber kürte das Außenministerium in Algier das eigene Land zum Sieger, da auf dem Treffen auch »die Vorrangstellung Algeriens bei der Registrierung des Kaftans als grundlegenden Elements seines reichen kulturellen Erbes bestätigt« worden sei.
Hintergrund ist, dass Algerien 2012 und nochmals 2024 erreicht hatte, dass das Tragen lokaler Kaftans von der UNESCO zum »Menschheitserbe« erklärt wurde. Das wollte Marokko natürlich nicht auf sich sitzen lassen und reichte seine eigene Kandidatur ein, die am Mittwoch durchkam. Zwar mehren sich Stimmen, die behaupten, dass weder Marokko noch Algerien den Umhang für sich beanspruchen können, da dieser aus Zentralasien stammt und von den Mongolen mitgebracht wurde. Doch so leicht, und das sei auch Witkoff und Kushner gesagt, lassen sich die verfeindeten Bruderländer nicht besänftigen. Zumal mit der Frage nach dem Ursprung des Couscous der nächste Kulturkampf bevorsteht.
Friedenspropaganda statt Kriegsspielzeug
Mit dem Winteraktionsabo bieten wir denen ein Einstiegsangebot, die genug haben von der Kriegspropaganda der Mainstreammedien und auf der Suche nach anderen Analysen und Hintergründen sind. Es eignet sich, um sich mit unserer marxistisch-orientierten Blattlinie vertraut zu machen und sich von der Qualität unserer journalistischen Arbeit zu überzeugen. Und mit einem Preis von 25 Euro ist es das ideale Präsent, um liebe Menschen im Umfeld mit 30 Tagen Friedenspropaganda zu beschenken.
links & bündig gegen rechte Bünde
Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.
Mehr aus: Ansichten
-
Ehrlich fährt am längsten
vom 13.12.2025 -
Wer mit wem verhandelt
vom 13.12.2025