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Aus: Ausgabe vom 09.12.2025, Seite 8 / Kapital & Arbeit
Thyssen-Krupp

Alle hoffen auf Jindal

Auftragsplus für Marine Systems. Protest vor Thyssen-Krupp-Zentrale. Friedensschluss zwischen IG Metall und Thyssen-Krupp Steel
Von Susanne Knütter
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Information und Protest: Öffentliche Sprechstunde der Betriebsräte am Thyssen-Krupp-Campus in Essen am Montag

Bei Thyssen-Krupp geht die Zerschlagung voran. Aber längst nicht für alle ausgegliederten Bereiche wird es ähnlich lukrativ zugehen wie bei Thyssen-Krupp Marine Systems (TKMS), das zum 1. Januar 2025 abgespalten worden ist. Der größte deutsche Marineschiffbauer meldete gemäß Rüstungsboom am Montag einen Auftragsbestand in Rekordhöhe. Mit 18,2 Milliarden Euro liegt er 55 Prozent über dem Vorjahr. Demnach sorgten Großaufträge für den Bau und die Modernisierung von U-Booten für eine Umsatzsteigerung um 9,3 Prozent. Unterm Strich bleibt ein Nettogewinn von 108 Millionen Euro (gegenüber 88 Millionen im Vorjahr).

Demgegenüber gab es am Montag eine kleine Protestaktion von Beschäftigten der Thyssen-Krupp-Zentrale. Denn dort schwant es den gut 1.500 Angestellten in der Personalentwicklung, der Gebäudeverwaltung, im Einkauf und der Strategieabteilung von Thyssen-Krupp: Auch sie könnten im Zuge der Konzernumstrukturierung von Auslagerungen und Stellenabbau betroffen sein. Die Konzernleitung plant, deren Tätigkeiten künftig dezentral in den einzelnen Unternehmenssegmenten, für die aus der Zentrale heraus bestimmte Aufgaben übernommen werden, anzusiedeln. Wenn die Automotive-Sparte, der Stahlbereich oder der Werkstoffhandel entscheiden, diese Aufgaben in sogenannte Low-Cost-Länder zu verlagern, sind die Jobs weg, sagte Wencke Hartjes von der IG Metall am Montag gegenüber jW. Für den IT-Bereich ist das längst Realität. Der konzerneigene Kantinenbetrieb Delicate soll Ende 2026 geschlossen werden. Anlässlich der Aufsichtsratssitzung hielten die Betriebsräte der unterschiedlichen Gesellschaften auf dem Thyssen-Krupp-Campus in Essen deshalb eine gemeinsame Betriebsratssprechstunde ab, um die Beschäftigten zu informieren, so Hartjes. Viele Beschäftigte hätten demnach das Informations- bzw. Protestangebot wahrgenommen.

Ziel der Thyssen-Krupp-Führung um Vorstandschef Miguel López ist eine »schlanke« Finanzholding mit weitgehend selbständigen Unternehmensbereichen. Besonders betroffen von dem Konzernumbau ist die Stahlsparte. Sie soll zunächst deutlich reduziert werden. Von derzeit 11,5 Millionen Tonnen Rohstahl im Jahr sollen noch neun Tonnen produziert werden. Von den aktuell noch 26.000 Beschäftigten sollen 11.000 abgebaut oder ausgelagert werden. Mit dem Verkauf an die indische Stahlfamilie Jindal könnte sich Lòpez im nächsten Schritt der international nicht mehr konkurrenzfähigen Stahlsparte Thyssen-Krupp Steel komplett entledigen. Und genau darauf scheinen derzeit alle Beteiligten zu hoffen. Denn zwar hieß es Anfang letzter Woche, IG Metall und Thyssen-Krupp Steel hätten sich auf letzte Details des Sanierungsvertrags, der den drastischen Stellenabbau vorsieht, geeinigt. Es heißt, die Höhe der Abfindungen und Altersteilzeit seien geklärt und deren Finanzierung sichergestellt. Doch über die genauen Konditionen wurde Vertraulichkeit vereinbart. Das hat Gründe.

Nachdem die Produktion von Panzerstahl in Zukunft von der Salzgitter AG und der Dillinger Hütte abgesichert sein wird, wächst die Chance für Jindal, den größten deutschen Stahlkonzern übernehmen zu können. Denn der Stahl für Rüstungsgüter läge weiterhin in deutscher Hand. Mit der Veräußerung an Jindal könnte aus Sicht der Politik Ruhe im Pott einkehren, prognostizierte etwa die Wirtschaftswoche Anfang Dezember und sprach von einer »gesichtswahrenden Lösung« für alle Beteiligten.

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