Heißer Scheiß des Tages: Frittenfett
Von Felix Bartels
Alles begann mit Tyler Durden. Der vom namenlosen Protagonisten halluzinierte Kompagnon klaut in Finchers 1999 auf die Welt losgelassenem »Fight Club« Abfälle einer Fettabsaugklinik, daraus Seife zu machen, um seine Revolution gegen was auch immer zu finanzieren.
26 Jahre später geht es bloß noch ums Geldverdienen. Wobei wir nicht genau wissen, was die Täter mit dem Geld anstellen. Vermutlich ein paar Fritten kaufen. In Deutschland jedenfalls ist eine Branche entstanden, nicht ganz so stattlich wie die Techblase, doch leben scheint man davon zu können. Maskierte Menschen brechen in Hinterhöfe von Gastronomiebetrieben und Fastfood-Ketten ein, sie stehlen das Allerheiligste: Frittenfett. Gebrauchtes zudem. Dem SR liegen Aufnahmen vor, die Aktivitäten in ganz Deutschland dokumentieren. Seit 2022 ist die Zahl gestiegen, im Lauf des Jahres 2023 wurden mehr als 7.000 entsprechende Fälle registriert. Der Ausdruck »Raffholz« ist ein wenig aus der Mode, so könnte »Rafföl« die Lücke bald füllen, zumal das betreffende Öl ebenso raffiniert ist wie die Masche der Täter.
Tatsächlich ist gebrauchtes Frittenfett eine Ware. Gastronomen verkaufen diese Art Abfall an Recyclingfirmen, die das Öl aufbereitet bei Herstellern von Biodiesel loswerden. Die Recycler sehen sich von den illegalen Aktivitäten geschäftlich bedroht. Dem Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Kreislaufwirtschaft nach gelten für legale Abnehmer strenge Regeln. Fett, das den Auflagen nicht gerecht wird, landet daher auf dem Schwarzmarkt. In den bislang bekannten Fällen scheinen die Spuren zumeist in die Niederlande zu führen. Standort und Unternehmer in Gefahr, Staat ohne Steuereinnahmen – so tief die Sorgenfalten bei Bild und »Tagesschau« sind, Nachhaltigkeit ist global. Wen kümmert schon, wo kaltes Fett zu heißer Ware wird?
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