Kopfabschneider gefeiert
Selbstverharmlosung gehört zu imperialistischer Politik und daher auch zu den in Syrien regierenden Kopfabschneidern. In ihrem Land, verbreiten deutsche Bürgermedien, ist seit dem 8. Dezember 2024 fast alles in Ordnung, also konnte ihr Oberhaupt Ahmed Al-Scharaa am Sonnabend laut FAZ auf dem »Doha-Forum« das nur noch steigern: Syrien erlebe seine »besten Zeiten«. Das ist seit seinem Empfang im Weißen Haus durch Donald Trump wahr. Das UN-Büro für Menschenrechte, das laut Welt am Wochenende von »Berichten über außergerichtliche Hinrichtungen, willkürliche Tötungen und Entführungen« in Syrien berichtete, gilt in Washington als überflüssig.
Die FAZ zählte am Montag weitere »große außenpolitische Erfolge« des Al-Qaida-Kämpfers, dem in Doha »der Empfang eines Rockstars bereitet« worden sei, auf: Er habe Saudi-Arabien, das »schwerreiche Katar« und auch die Vereinigten Arabischen Emirate hinter sich. Womit bis auf Israel all jene von Washington bis Dubai genannt sind, die seit 2011 den von ihnen plus EU und Türkei hineingetragenen Krieg in Syrien finanziert und durch Söldnertransport oder Waffenlieferungen befeuert hatten. Das hatte allein mit Hilfe für Zivilgesellschaftliches zu tun, wie Katja Kipping, Andrea Nahles und Claudia Roth mit ihrer Unterstützung für die Initiative »Adopt a Revolution«, die es heute noch gibt, 2012 bezeugten.
Die Taz feiert am Montag in diesem Sinn den Jahrestag des Al-Scharaa-Sieges: »Die Zivilgesellschaft schaut ihm dabei auf die Finger: dass Minderheiten endlich geschützt werden und Frauen ihren Platz im politischen Geschehen bekommen.« Es ist in Syrien nämlich wie einst beim Brunnenbohren oder dem Aufbau von Mädchenschulen durch die Bundeswehr in Afghanistan. Taz-Korrespondentin Julia Neumann berichtet, dass während des Krieges »mehr als 181.000 Menschen gewaltsam verschleppt oder willkürlich inhaftiert« wurden – vom systematischen Massenmord und Frauenunterdrückung durch dschihadistische Banden keine Silbe. Dafür liefert Neumann Zitate einer »Feministin« aus Idlib, jener Region, in der die Türkei die Milizen jahrelang päppelte: »Bisher haben wir keine Anzeichen dafür gesehen, dass die Täter bestraft oder Fortschritte in diesem Bereich erzielt werden.« Folgt ein Zitat aus Damaskus: »Wir werden niemals akzeptieren, dass diese Akten geschlossen werden.« Auf Seite eins raunt die Taz: »Gewalt, Angst und alte Machtstrukturen lassen das Land noch nicht los.« Fehlen nur die »Seilschaften«. Irgendwann werden die Zivilgesellschafter wissen, dass die DDR-»Stasi« auch in Syrien hinter allem steckt(e). (as)
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