Tesla erhöht Löhne, IGM fordert Streitgespräch
Grünheide. Der US-Autobauer Tesla erhöht die Gehälter für die Beschäftigten in der sogenannten Gigafactory in Grünheide um vier Prozent. Wie das Unternehmen mitteilte, gilt die Erhöhung rückwirkend seit dem 1. Dezember. »Wie auch in den vergangenen Jahren haben wir diese Anpassung eigenständig und ohne gewerkschaftlichen Einfluss umgesetzt«, sagte Personalchef Erik Demmler einer Mitteilung zufolge. Die IG Metall fordert weiterhin die Einführung eines Tarifvertrags bei Tesla. Die Lohnerhöhung sei »absolut berechtigt und auch notwendig«, sagte Jan Otto, Bezirksleiter der Gewerkschaft für Berlin, Brandenburg und Sachsen, am Dienstag. »Allerdings bleibt die Bezahlung bei Tesla auch nach dieser Lohnerhöhung weiterhin deutlich hinter dem branchenüblichen Niveau in der Autoindustrie in Deutschland zurück.«
Laut Tesla liegt das Einstiegsjahresgehalt von Produktionsarbeitern nach der Erhöhung »nun rund 6.000 Euro über dem einschlägigen tariflichen Jahresentgelt, welches für Berlin, Brandenburg und Sachsen gilt«. Das seien 14,5 Prozent mehr als der Tariflohn. Laut IG Metall ein absichtlich irreführender Vergleich: »Die Tesla-Geschäftsführung redet den Tarifvertrag schlecht, indem sie dessen niedrigste Entgeltgruppe heranzieht. In Automobilwerken sind die untersten beiden Entgeltgruppen aber gar nicht vergeben«, sagte Bezirksleiter Otto. »Wenn man noch die längeren Arbeitszeiten bei Tesla berücksichtigt, liegt der Abstand zum Tarifvertrag bei 30 bis 35 Prozent.« Hinzu kommt, dass in Tarifverträgen weit mehr geregelt werden könne, so Otto. Zuletzt forderte die Gewerkschaft die Zahlung eines Weihnachtsgeldes von mindestens 1.500 Euro.
In der letzten Woche forderte Otto Tesla-Geschäftsführer André Thierig auf, die Wirkung von Tarifverträgen öffentlich zu diskutieren. »Mit Blick auf die am 9. 12. anstehende Betriebsversammlung fordere ich Sie hiermit zu einer Diskussionsrunde vor der versammelten Belegschaft auf«, erklärte der Gewerkschafter in einem Schreiben an Thierig. »Stellen Sie sich, gern zusammen mit einer Person ihrer Wahl, der Diskussion mit einem hauptamtlichen Vertreter der IG Metall und einem unserer Mitglieder aus dem Betriebsrat.« Die IG Metall wolle bei Tesla künftig offensiver in die Ansprache gehen, kündigte Otto Anfang Oktober an. Bislang sei ihr vom unternehmernah geführten Betriebsrat kein Rederecht auf Betriebsversammlungen eingeräumt worden, obwohl es rechtlich möglich wäre. (jW)
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