Gegründet 1947 Dienstag, 2. Dezember 2025, Nr. 280
Die junge Welt wird von 3063 GenossInnen herausgegeben
Aus: Ausgabe vom 02.12.2025, Seite 16 / Sport
Boxen

Schwer angeknockt

Aus für Bundesligasaison: Deutscher Boxsportverband sagt Mannschaftsmeisterschaft ab – zuwenig Teams, zu viele Termine
Von Oliver Rast
16.jpg
Wirkungstreffer: Mansour Rahmati vom BC Marburg (l.) dominiert den Schweriner David Gkevorgkian

Es ist der letzte Gong für die Boxbundesliga des Deutschen Boxsportverbands (DBV). Denn: Eine neue Saison der deutschen Mannschaftsmeisterschaft im olympischen Boxen wird es nicht geben – vorerst jedenfalls, sagte DBV-Sportwart Detlef Jentsch am Montag gegenüber jW. Ein Novum, von der coronabedingten Zwangspause des Ligabetriebs 2020 abgesehen.

Der Niedergang der Liga hat sich abgezeichnet. Über Jahre hinweg. Zuletzt bestand die »Top-Division« aus drei Teams. Ein Miniaturformat als Karikatur. Das sollte es nicht noch einmal geben. Darin waren sich die Verantwortlichen im DBV einig. Bereits in den Jahren zuvor hatten lediglich vier oder fünf Vereine gemeldet. Kein Vergleich etwa zu den 1990er- und Nullerjahren mit Ober- und Unterhaus.

Die neue Saison hätte am 17. Januar 2026 starten sollen. Letztlich hatten wiederum nur drei Vereine fest zugesagt: Dauerligist BC Chemnitz 94, Wiederkehrer BSK Hannover-Seelze und Titelträger BC Marburg. Kurz vor Ultimo sei noch der Serienmeister BC Traktor Schwerin abgesprungen, so Jentsch. Mit den Schwerinern wäre es wohl gegangen. So aber nicht. Jentsch: »Unser Beschluss hat Bestand, kein Ligastart.« Auch, weil sich die zahlreichen Wettkampftermine für Verband, Trainer und Athleten nicht mehr koordinieren ließen.

Was Olaf Leib auf jW-Nachfrage am Montag in Rage bringt. Der DBV-Vorstandsbeisitzer ist zugleich Präsident des Boxverbands Sachsen und Cheftrainer der Chemnitzer Wölfe. Mehr noch: Einer, der den »Stinker« macht, kein Blatt vor den Mund nimmt. Beispielsweise in der internen Whats-App-Gruppe »DBV Infos«. Unter der Headline »Ring frei – Liga vorbei« verschaffte sich Leib Luft. Eine Wutnachricht, die jW vorliegt. Darin und im Gespräch mit dem Autor kritisiert Leib die Leistungssportabteilung des DBV mit dem Sportdirektorduo Michael Müller und Paul Döring. Ferner die großen Landesverbände NRW, Bayern, Baden-Württemberg und nicht minder »die stark öffentlich finanzierten Vereine an den Bundesstützpunkten«. Wofür? Für deren Desinteresse an der Liga. Und: »Gut 800 Vereine sind im DBV organisiert. Und nicht einmal eine Handvoll von ihnen bekommt eine liga­taugliche Staffel zusammen.« Unverständlich, zumal Chemnitz mit schmalem Budget und Standortnachteilen seit mehr als drei Dekaden am Start sei, »ohne Pause«.

Jentsch erwidert: Der DBV könne nur die Rahmenbedingungen setzen, durchführen müssten die Liga die Vereine. Der Dachverband könne auch keine Landesverbände verpflichten, Teams zu stellen. Und außerdem: Kritik sei leicht, sehr leicht. »Aber die«, betont Jentsch, »die beständig kritisieren, können sich selbst fragen, was sie in den vergangenen Jahren für den Ligabetrieb getan haben«. Dennoch, Leib bleibt dabei: Die Liga durchzuführen, sei eine Sache des Willens, eine Sache der Prioritäten. »Und damit meine ich alle Beteiligten.«

In einem Punkt sind sich Jentsch und Leib einig. Der neue DBV-Präsident Farid Vatanparast sei ein großer Fan des Formats, habe schließlich selbst in der Bundesliga geboxt. Schön und gut – aber: Gibt es eine Zukunft für die Mannschaftsmeisterschaft? Hoffentlich, betont Leib. Die vergangene Saison sei »fetzig« gewesen: gut organisierte Veranstaltungen, gutklassige Kämpfe, gute Zuschauerresonanz.

Und was sagt der DBV-Ligaverantwortliche Jentsch? Zunächst: Ein ständiges Hin und Her bei den Vereinsmeldungen für den Ligabetrieb werde es künftig nicht mehr geben. »Wir brauchen Planungssicherheit.« Klar sei aber auch: »Die Liga ist nicht tot, sie ist für die nächste Saison erst einmal nur abgesagt.« Übersetzt: Der DBV hat einen Warnschuss abgefeuert – vielleicht den letzten –, doch den Totengesang auf die Boxbundesliga hat er noch nicht angestimmt.

Friedenspropaganda statt Kriegsspielzeug

Mit dem Winteraktionsabo bieten wir denen ein Einstiegsangebot, die genug haben von der Kriegspropaganda der Mainstreammedien und auf der Suche nach anderen Analysen und Hintergründen sind. Es eignet sich, um sich mit unserer marxistisch-orientierten Blattlinie vertraut zu machen und sich von der Qualität unserer journalistischen Arbeit zu überzeugen. Und mit einem Preis von 25 Euro ist es das ideale Präsent, um liebe Menschen im Umfeld mit 30 Tagen Friedenspropaganda zu beschenken.

links & bündig gegen rechte Bünde

Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.