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Rübergemacht

Von Pierre Deason-Tomory
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»Eine Ostdeutsche also? Sagen Sie, heißt es nun Sandmann oder Sandmännchen?«

Eine kleine Sensation ist vorige Woche in der ewigen Bullshitnachrichtenflut fast untergegangen. Für den Deutschlandfunk wurde ein neuer Chefredakteur erwählt, der zwei schwere Vermittlungshemmnisse aufweist: Er ist eine Frau und aus Ostdeutschland. Als Susanne Schwarzbach geboren, wuchs sie im Brandenburgischen auf, soviel ist bekannt. Nicht bekannt sind die Antworten, die sie im Vorstellungsgespräch auf die Fragen der Deutschlandradio-Chefinnen und -Chefs gegeben hat:

»Eine Ostdeutsche also? Das sieht man Ihnen gar nicht an!« – »Dann können Sie ja bestimmt Maaagdeburg richtig aussprechen.« – »Wir wertschätzen Mitarbeiter mit diverser kultureller Herkunft. Sagen Sie, heißt es nun Sandmann oder Sandmännchen?« – »Sie waren pünktlich hier, haben Sie den Weg zum Funkhaus etwa auf Anhieb gefunden?« – »Ach, Sie kennen sich aus in Köln, weil sie hier wohnen? Warum wohnen Sie im Westen? Haben Sie zuhause eine Stasi-Vergangenheit?« – »Sie sind zu jung für die Stasi? Nun, das wollen wir mal gelten lassen. Aber Ihre Eltern waren doch sicherlich in der Partei.« – »Was meinen Sie mit ›In welcher Partei‹?« – »Nein, es ist mir nicht bekannt, dass es in der DDR auch eine CDU gab. Wo haben Sie das denn her? Von Russia Today?« – »Mir gefällt Ihr Tonfall nicht. Bitte nehmen Sie doch einen Moment draußen Platz. Danke.« – »Ein bisschen kess, das Mädchen, aber kompetent.« – »Ich bitte Sie, meine Herren, was sind denn das für Kriterien?« – »Was halten Sie denn für maßgeblich, lieber Parteifreund?« – »Stallgeruch! Aber nicht vom Kühemelken in der LPG!«

Wir verlassen die heiter-fiktionale Ebene dieser Kolumne und stoßen in den Programmvorschlägen auf die reale Zombiewelt im »ARD-Radiofeature« zum Thema »Künstliche Nähe – Doku über KI, Vertrauen und Abhängigkeit« (BR 2025, Do., 15.04 Uhr, HR 2 Kultur, Fr., 15.05 Uhr, SWR Kultur, Sa., 9.05 Uhr, SR Kultur, 13.05 Uhr, Bayern 2, 18.05 Uhr, Bremen Zwei, So., 13.04 Uhr, WDR 5). Die »Aufzeichnungen aus dem Irrenhaus« von Christine Lavant beschreiben nicht das Bundeskanzleramt, sondern der Autorin Aufenthalt 1935 in der Klagenfurter Psychiatrie (ORF 2020, Di., 20.05 Uhr, DLF).

Die Mannthropologin Theresa Hartmann war auf Safari und berichtet über »Deutsche Bräuche – Wenn Männer Feste feiern« (Mi., 19.30 Uhr, DLF Kultur). »Wie schwarze Frauen die Klassikszene Chicagos prägten« wird in der »Passage« erzählt (Fr., 20 Uhr, SRF 2 Kultur). Klaus Schirmer hat vor 16 Jahren drei »Problemkids« auf einem Therapiebauernhof besucht und jetzt wiedergetroffen, er schreibt: »Alle laufen weg. Einer fällt hin. (1/2)« (DLF, SWR 2025, Sa., 18.05 Uhr, DLF Kultur, So., 20.05 Uhr, DLF).

Live aus der Wiener Staatsoper wird »Věc Makropulos« von Leoš Janáček übertragen (Sa., 19 Uhr, Ö 1). Grauenhafte Erlebnisse mussten sich Sharon On und Dirk Laucke anhören, sie haben sie gesammelt für das Stück »Auch wenn es dunkel ist. Berichte vom 7. Oktober« (RBB 2025, Sa., 20.03 Uhr, Bayern 2). In der Reihe »Lies mir was vor« pariert Jochen Nix mit »Kapitän Stormfields Besuch im Himmel« von Mark Twain (HR 2025, Sa., 21.03 Uhr, So., 16.04 Uhr, WDR 5).

Zu den US-Techfaschisten ist schon alles gesagt, nur noch nicht von Markus Metz und Georg Seeßlen, also hören wir sie im Essay »Technokratie – Die Renaissance einer politischen Bewegung« (So., 9.30 Uhr, DLF). Und vielleicht László Krasznahorkai im Feature »Lauter ziellose Leben«, das den Literaturnobelpreisträger von 2025 zwei Jahre vor seiner Kür porträtiert hat (WDR 2023, So., 18.04 Uhr, NDR Kultur).

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Mit dem Winteraktionsabo bieten wir denen ein Einstiegsangebot, die genug haben von der Kriegspropaganda der Mainstreammedien und auf der Suche nach anderen Analysen und Hintergründen sind. Es eignet sich, um sich mit unserer marxistisch-orientierten Blattlinie vertraut zu machen und sich von der Qualität unserer journalistischen Arbeit zu überzeugen. Und mit einem Preis von 25 Euro ist es das ideale Präsent, um liebe Menschen im Umfeld mit 30 Tagen Friedenspropaganda zu beschenken.

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