Warum machen Sie Aurubis dafür verantwortlich?
Interview: Marc Bebenroth
Gemeinsam mit Betroffenen haben die peruanische Organisation »Red Muqui« und das Hilfswerk Misereor in der vergangenen Woche beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle, BAFA, Beschwerde gegen den Hamburger Metallkonzern Aurubis eingelegt. Wofür machen Sie ihn verantwortlich?
Mattes Tempelmann: Daten von den peruanischen Umwelt- und Gesundheitsbehörden deuten darauf hin, dass an zwei Standorten schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen begangen werden – in Form von Umweltkontaminierung durch Schwermetalle, vor allem Arsen. Davon sind besonders Kinder betroffen. Wir haben solide Hinweise darauf, dass Aurubis Kupfer aus zwei Minen bezieht: Antamina in der Andenregion Ancash und Quellaveco in der Region Moquegua. Wir stützen uns dabei auch auf Angaben des kommerziellen Portals Veritrade, das mit offiziellen Daten arbeitet.
Kann Aurubis sich darauf berufen, durch die Beschwerde erstmals davon erfahren zu haben?
Armin Paasch: Auf mehreren Aktionärshauptversammlungen wurden sie darauf angesprochen und befragt. Das Management hat sich auf die Position zurückgezogen, keine Informationen über Geschäftspartner preisgeben zu können. Andere Unternehmen sind da transparenter. Nach dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz ist es die Aufgabe von Aurubis, Risikoanalysen durchzuführen. Da die Quellen längst öffentlich sind, muss Aurubis Bescheid wissen und Maßnahmen ergreifen, um Abhilfe zu leisten sowie weiteren Schäden vorzubeugen. Die Situation ist seit Jahren verheerend. Die Betroffenen berichten, dass jeden Monat Menschen an Krebs sterben, dass Kinder erkrankt sind durch die Arsenverseuchung.
M. T.: Zur Hafenstadt Puerto Huarmey, wo die Antamina eine Aufbereitungsanlage hat, um das Kupfer von dort zu verschiffen, haben wir offizielle Informationen, dass Arsen in der Luft, im Trinkwasser, im Meer und auch auf den landwirtschaftlich genutzten Böden vorkommt. Die Gesundheitsbehörden in Peru haben verschiedene Tests durchgeführt, und in Puerto Huarmey sind über 80 Prozent der getesteten Kinder mit Arsen kontaminiert. In Moquegua im Tumilaca-Tal sind über 70 Prozent der getesteten Kinder vergiftet worden. Die peruanischen Ärzte empfehlen, dass die Menschen das Trinkwasser nicht mehr trinken sollten, und einige Mediziner halten es für die beste Lösung für die Bevölkerung, diesen Ort zu verlassen.
Was macht Sie so sicher, dass das Unternehmen in Hamburg die Lage in Peru beeinflussen kann?
A. P.: Das Lieferkettengesetz verpflichtet Aurubis, alle Einflussmöglichkeiten gegenüber den Zulieferbetrieben Antamina und Anglo American zu nutzen, damit diese Umweltschäden und Menschenrechtsverletzungen beendet werden. Wenn das nicht fruchten sollte, ist Aurubis verpflichtet, eine Geschäftsbeziehung zu beenden. Das BAFA muss gegebenenfalls Maßnahmen anordnen, und wenn diese nicht befolgt werden, muss es Bußgelder in Höhe von bis zu zwei Prozent des Jahresumsatzes verhängen.
Was bleibt den Menschen noch, außer die verseuchten Gebiete für immer aufzugeben?
A. P.: In den Gesprächen auch mit Ministerien und Abgeordneten wurde deutlich, dass die Betroffenen große Hoffnungen in das Lieferkettengesetz setzen, weil sie in Peru weder von der Politik noch von der Justiz Gehör und Gerechtigkeit erfahren. Sie hoffen, dass Aurubis zum Handeln gezwungen wird. Die große Befürchtung ist aber, dass dieses deutsche Lieferkettengesetz und auch die EU-Lieferkettenrichtlinie stark abgeschwächt werden. Das wäre nach der Entrechtung in Peru eine weitere Entrechtung der von Menschenrechtsverletzungen und Umweltschäden Betroffenen – was wir unter allen Umständen verhindern wollen.
M. T.: Es müssen Studien durchgeführt werden, die auch die Kausalität herstellen, um die Verursacher klar und deutlich zu benennen. Die Kontaminierung muss gestoppt werden. Die Menschen vor Ort brauchen jetzt und sofort umgehend eine spezielle medizinische Behandlung sowie sauberes Trinkwasser. Sie haben nicht die ökonomischen Mittel, um wegzuziehen, und auch keine weiteren Perspektiven. Diese Fälle zeigen, dass man kein Kupfer mit gutem Gewissen aus der Region kaufen kann. Deutschland trägt eine Mitverantwortung.
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