Gegründet 1947 Dienstag, 2. Dezember 2025, Nr. 280
Die junge Welt wird von 3063 GenossInnen herausgegeben
Aus: Ausgabe vom 02.12.2025, Seite 1 / Titel
Waffenhandel

Rüstungsgewinne schießen in die Höhe

Der Krieg in der Ukraine bescherte Rheinmetall und Co. auch 2024 neue Rekordumsätze
Von Philip Tassev
1.jpg
Deutsche Waffenschmieden machen ihre Profite nach wie vor hauptsächlich mit Großgerät wie Panzern und Geschützen

Die vom damaligen Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) nach dem 24. Februar 2022 verkündete »Zeitenwende« war nicht einfach nur eine politische Erklärung, sondern muss als Richtlinie für die gesamte deutsche Wirtschaft betrachtet werden – vor allem für die Rüstungsindustrie. In einer Europäischen Union, die sich zum ersten Mal seit Jahrzehnten einem ähnlich starken Konkurrenten gegenüber sieht, werden Milliardensummen für Waffen und Munition verwendet, die nicht mehr für »zivile Infrastrukturprojekte« wie Schulen oder Krankenhäuser zur Verfügung stehen. Das Rüstungsunternehmen Rheinmetall hat sich in diesem Umfeld von einem quasi regionalen Munitionshersteller zu einem zentralen »Player« im militärisch-industriellen Komplex der NATO und zu einem wichtigen Hebel der deutschen und EU-Außenpolitik entwickelt.

Der Konzern mit Hauptsitz in Düsseldorf ist denn auch einer der großen Gewinner auf der Top-100-Liste der umsatzstärksten Waffenschmieden der Welt, die das Stockholm International Peace Research Institute (SIPRI) am Montag vorgelegt hat. Rheinmetalls Umsatz mit Waffen und Ausrüstung steigerte sich demnach im Jahr 2024 um 47 Prozent auf 8,2 Milliarden US-Dollar (etwas über sieben Milliarden Euro), was das Unternehmen auf Platz 20 der SIPRI-Liste bringt. Dieser starke Anstieg wird fast vollständig durch die wachsende Nachfrage nach Panzerwagen und Munition im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine getrieben. Rheinmetalls Umsätze aus Geschäften mit der Ukraine selbst haben sich im vergangenen Jahr auf 1,4 Milliarden US-Dollar (ca.1,2 Milliarden Euro) mehr als verdoppelt – auch dank des Joint Ventures mit dem ukrainischen Staatskonzern Ukroboronprom (auf Platz 52).

Insgesamt finden sich unter den Top 100 vier deutsche Rüstungskonzerne – neben Rheinmetall sind das Thyssen-Krupp, Hensoldt (Plätze 61 und 62) und Diehl (Platz 67). Letzterer konnte sein Waffengeschäft sogar um 53 Prozent steigern. Überhaupt war 2024 ein erfolgreiches Jahr für die europäische Waffenindustrie. Die Umsätze der 26 auf der Liste vertretenen westeuropäischen Konzerne stiegen insgesamt um 13 Prozent auf etwa 151 Milliarden US-Dollar (ca. 130 Milliarden Euro). Die Einnahmen der beiden aufgelisteten russischen Konzerne Rostech (Platz sieben) und OSK/USC (Platz 41) erhöhten sich trotz Sanktionen um 23 Prozent.

Unangefochten an der Spitze stehen aber weiterhin die US-Monopole Lockheed Martin (Platz eins), RTX (Platz zwei), Northrop Grumman (Platz drei) und General Dynamics (Platz fünf), die Umsatzsteigerungen zwischen 3,2 und 8,1 Prozent verzeichneten.

Israels Rüstungsindustrie konnte sich 2024 über ein Wachstum der Einnahmen um 16 Prozent auf 16,2 Milliarden US-Dollar (ca. 14 Milliarden Euro) freuen. Das Massaker im Gazastreifen hatte offenbar kaum Auswirkungen auf die Nachfrage nach Kriegsgerät aus dem zionistischen Staat. »Viele Länder haben auch 2024 weiterhin neue Aufträge an israelische Unternehmen vergeben«, kommentierte SIPRI-Forscherin Zubaida Karim die Zahlen.

Özlem Alev Demirel, EU-Abgeordnete der Linkspartei, kritisierte am Montag die »Goldgräberstimmung in den Rüstungskonzernen«. Es seien vor allem europäische Waffenschmieden, die von den gegenwärtigen geopolitischen Machtkämpfen profitierten – »auch dank der EU-Aufrüstungsprogramme wie Rearm, Verteidigungsfonds und Co.«. Demirel rief statt dessen zu einer »Rückkehr« von Diplomatie und Abrüstungsverträgen auf, »damit die Welt wieder sicherer wird«.

Friedenspropaganda statt Kriegsspielzeug

Mit dem Winteraktionsabo bieten wir denen ein Einstiegsangebot, die genug haben von der Kriegspropaganda der Mainstreammedien und auf der Suche nach anderen Analysen und Hintergründen sind. Es eignet sich, um sich mit unserer marxistisch-orientierten Blattlinie vertraut zu machen und sich von der Qualität unserer journalistischen Arbeit zu überzeugen. Und mit einem Preis von 25 Euro ist es das ideale Präsent, um liebe Menschen im Umfeld mit 30 Tagen Friedenspropaganda zu beschenken.

links & bündig gegen rechte Bünde

Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.

Dieser Artikel gehört zu folgenden Dossiers:

Ähnliche:

  • Kriegstagung im Visier: Protest gegen die Münchner »Sicherheitsk...
    23.04.2024

    2,44 Billionen verballert

    Rekordwert bei Rüstungskosten: SIPRI konstatiert so hohe Militärausgaben wie noch nie. Maßgeblicher Treiber ist Ukraine-Krieg
  • Verkaufsschlager der US-Rüstungsindustrie: Kampfjet »F-35« des H...
    12.03.2024

    Pulverfass ohne Boden

    Neue Daten: US-Rekord im Rüstungsexport. Deutschland bleibt weltweit auf Platz fünf der Lieferanten großer Waffen
  • Milliarden für den »atomaren Pannenflieger«: Kanzler Olaf Scholz...
    06.12.2022

    Glänzende Waffendeals

    Globaler Umsatz der 100 größten Waffenkonzerne steigt auf fast 600 Milliarden US-Dollar. Streit in Koalition über US-Kampfjet F-35