Knappe Kiste: Flamengo gewinnt die Copa Libertadores
Von André Dahlmeyer
Ende 2018 fand im Estadio Santiago Bernabéu von Madrid das denkwürdige Finalrückspiel der Copa Libertadores zwischen River Plate Buenos Aires und Boca Juniors statt, das die Riverplatenses in der Verlängerung für sich entschieden.
Seit es seit 2019 keine Rückspiele mehr gibt, gingen alle Libertadores an brasilianische Klubs. Fünf der sieben Finals machten die Brasilianer unter sich aus, so auch am Sonnabend vor über 80.000 Zuschauern im Estadio Monumental »U« von Lima, Perú. Gegenüber standen sich tatsächlich die beiden besten Teams dieser Copa, der Regattaverein Flamengo aus Rio de Janeiro und die SE Palmeiras aus São Paulo. Im Finale von 2021 im Estadio Centenario von Montevideo waren beide Teams ebenfalls aufeinandergetroffen – Palmeiras hatte das Match nach Verlängerung gewonnen. Für Flamengo ging es also auch um eine Revanche, für beide um den dritten Titel, seit es nur noch ein Finale gibt, sowie um den vierten (Tetracampeón) insgesamt. Freilich ging es auch um einen Starterplatz für die Klub-WM 2029 sowie für den Interkontinentalpokal, also darum, wer am 17. Dezember im Ahmed bin Ali Stadium von Ar-Rayyan (Katar) gegen Champions-League-Gewinner Paris Saint-Germain antreten wird. Das Team von Luis Enrique muss nichts weiter dafür tun, der Libertadores-Gewinner aber noch Cruz Azul (Concacaf-Gewinner, México) sowie Afrikagewinner FC Pyramids aus Asiut, Ägypten, aus dem Weg räumen.
Charakteristisch für die letzten sechs Finals waren die knappen Resultate: Sieg mit Mindestdifferenz, zweimal Verlängerung, mehr als zwei Einlochungen gelangen keinem Team. Ausnahme war das letztjährige Finale: Der 3:1-Erfolg Botafogos war so gesehen schon ein Kantersieg. In Lima kehrte wieder Normalität ein. Flamengo, der Koloss aus Rio und neben Corinthians Paulista das populärste Team Brasiliens, gewann das gähnend langweilige Finale gegen Palmeiras mit 1:0 und zog mit dem vierten Titel mit River Plate und Estudiantes La Plata gleich. Brasilien hat damit mit Argentinien gleichgezogen (je 25 Titel). Die Scheckhefttitelschwemme der Brasilianer ist eine Schande für den Fußball. Die argentinischen Klubs haben den Anschluss verloren. Daran ist der argentinische Fußballverband AFA, der ständig das Format der Liga Profesional modifiziert, nicht ganz schuldlos. Seit 2010 gewannen aus Argentinien lediglich River Plate (zweimal) und San Lorenzo de Almagro die Libertadores, die Brasucas hingegen zwölf von 16 Copas.
Die Cariocas hatten meistens Ballbesitz, aber keine Ideen. Palmeiras, das Team des Portugiesen Abel Ferreira, stand kompakt und setzte ansonsten auf Standardsituationen, bei denen Abwehrchef Gustavo Gómez für gewöhnlich einen Gefahrenherd darstellt. Es kam anders. Minute 67, Eckball für den Fla, es tritt der Uruguayer Giorgian Arrascaeta. Am Fünfer schraubt sich als einziger Danilo in die Höhe und köpft lehrbuchhaft und an den Innenpfosten ein. Der 34jährige Innenverteidiger Danilo Luiz da Silva ist erst seit Jänner bei Flamengo unter Vertrag. Er kam von Juventus Turin. Bereits 2011 gewann er die Libertadores mit dem FC Santos. Zweimal gewann er die Champions League (Real Madrid). Ein echter Crack. Palmeiras hatte darauf keine Antworten mehr.
Möglicherweise spielentscheidend war jedoch ein Vorfall aus der ersten Halbzeit, als ein Bügeleisentritt des Chilenen Erick Pulgar (Fla) an Bruno Fuchs vom hinlänglich berüchtigten argentinischen Referee Darío Herrera nicht mit der roten Fleppe geahndet wurde. Auch sein Landsmann Héctor Paletta (VAR) sah keinen Handlungsbedarf. Skandalös. Der Innenverteidiger des Verdão musste eine lange Weile auf dem Rasen behandelt werden, die Abdrücke der Stollen am Schienbein waren für einen Blinden mit Krückstock zu erkennen. Als das Match wieder freigegeben war, liefen Zeitlupen der Szene über den Stadionbildschirm. Sie waren eindeutig. War Paletta besoffen?
Flamengo erhielt für den Titel 33 Millionen US-Dollar und kickt 2026 um die Recopa (Supercup) gegen Sudamericana-Gewinner CA Lanús.
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