Gegründet 1947 Donnerstag, 13. November 2025, Nr. 264
Die junge Welt wird von 3063 GenossInnen herausgegeben
Aus: Ausgabe vom 13.11.2025, Seite 14 / Leserbriefe

Aus Leserbriefen an die Redaktion

jW_Leserbriefe_Standart.jpg

»Ist das Internationalismus?«

Zu jW vom 10.11.: »Dann eben Panzer kaufen«

Wir freuen uns, dass wir in Bremen-Nord einen kleinen Teil zur schwierigen Friedensarbeit beitragen: Wir haben bisher 624 Unterschriften für den »Berliner Appell« gesammelt. Das wird alles nicht reichen, nicht einmal ansatzweise, auch für die gesamte BRD neue US-Mittelstreckenraketen zu verhindern. Auffallend ist, dass Menschen bei uns viel Mitgefühl und Solidarität für das Leid der palästinensischen Bevölkerung haben, für die verhungerten Kinder, total ausgemergelten Menschen. Kein Verständnis bringen junge Menschen auf, wenn wie im Ukraine-Krieg so oft wichtige Energieinfrastruktur in der Ukraine schwer beschädigt oder zerstört wird und umgekehrt durch die Ukrai­ne russische Ölanlagen angegriffen werden. Was für eine schäbige Kriegführung, ist das Internationalismus? Beim Sammeln von Unterschriften dienstags werden Menschen aus St. Magnus, Vegesack und Lesum uns erzählen, wie sich ein Stromausfall am Wochenende über viele Stunden durch Kurzschluss auswirkt. In diesen bleiernen Zeiten der Kriege denke ich oft an Politiker wie Leonid Breschnew, aber auch an die Enkelin von Nikita Chruschtschow, ukrainische Generalsekretäre der SU, Kommunisten, die sich »im Grabe umdrehen würden«, wenn sie wüssten, was in diesem Krieg alles zerstört wird, von den Zigtausenden traumatisierten Soldaten auf beiden Seiten wüsste. Karl Liebknecht charakterisierte die Novemberrevolution 1918 auch als große Friedensbewegung; Leonid Breschnew ist mit seinen Friedensvorschlägen und seinem Handeln immer ein Mann des Friedens geblieben. Als Offizier der Roten Armee sammelte er im Kampf gegen die nazifaschistischen deutschen Okkupanten schmerzlichste Erfahrungen. Sein Kampf um und für einen weltweiten Völkerfrieden blieb für Breschnew die wichtigste Aufgabe der Sowjetunion. Im Sinne Lenins und seines Friedensdekretes!

Gerd-Rolf Rosenberger, Bremen

Was die Welt im Innersten …

Zu jW vom 7.11.: »Einübung in der Weltrolle«

Der Zeitung junge Welt sei Dank, dass sie Johann Wolfgang von Goethe erinnerte, der vor 250 Jahren in Weimar eintraf. Dort schuf er Großes für die Weltkultur. Gleichfalls begann er im Juli 1776 seine Arbeit als Geheimer Legationsrat, wie seine Tätigkeit im Fürstentum Weimar bezeichnet wurde. Briefe von Zeitgenossen berichten vom Verständnis des Beamten Goethe für alle Stände, beginnend mit der untersten Sprosse, den Bauern und dem Dienstvolk. Schließlich gehörten zu seinen Aufgaben Probleme der Steuerzahlung, der Finanzierung der Gewerke, des Bergbaus, der Verteilung von Geldmitteln aus dem Haushalt des Fürsten, der wie heute mit den Steuerzahlungen der Bürger gefüllt wurde.

Goethes »Weltrolle« gewann über die Jahre Gestalt. Bis an sein Lebensende grübelte Goethe im »Faust«-Drama über die Fragen, was das menschliche Leben vorwärts treibt und es zusammenhält. Als Wissenschaftler sah er sie wohl in einer Triade des Denk-, Arbeits- und Erinnerungsvermögens. Beim »Faust« scheint sein Blick bis in die Gegenwart zu reichen.

Vielfältige Fahrten als Beamter im Weimarer Land zu den Bürgern und Reisen nach Italien brachten ihm neue Erkenntnisse. Bei weitem nicht alle deutschen Tageszeitungen erinnern zur Zeit analog oder digital an Goethe. An Handynutzern geht die Erinnerungskultur ohnehin meist vorbei. Mediale Schwerpunkte sind die Kriegstüchtigkeit des Landes, die Wehrtüchtigkeit der Jugend, die lahmende Wirtschaft, Streichung von Haushaltsmitteln u. ä. Doch da ist noch etwas: »Edel sei der Mensch, hilfreich und gut!«

Günter Buhlke, per E-Mail

»DT 64 kam etwas zu spät zur Welt«

Zu jW vom 4.11.: »Nicht nur Rowdytum«

Ich habe einen zwiespältigen Eindruck von dem im Artikel Geschilderten. Ja, die Auseinandersetzung um die Westmusik gab es. Und ja, etwas mehr Gelassenheit hätte der DDR-Führung in dieser Zeit gutgetan. Andererseits hat die Gegenseite wirklich nicht wenig dafür getan, auch diese Musik zu nutzen, um Teile der DDR-Jugend für den goldenen Westen zu begeistern. Anfangs stark über Radio Luxemburg, später übernahm der besser zu empfangende und gewiss nicht DDR-freundliche RIAS Berlin diese Rolle. Von diesem Sender ist gut bekannt, wer ihn finanzierte, um Unruhe in die DDR-Bevölkerung zu tragen. Wer RIAS hörte, der hörte eben meistens doch nicht nur Musik. Man kann schlecht bestreiten, dass dort auch die Jugendmusik ein geschickt eingesetztes Mittel war, um in die DDR hineinwirken zu können. Ja, DT 64 kam etwas zu spät zur Welt, um da ausreichend gegenhalten zu können. Aber der Sender war eben auch der lebendige Beweis dafür, dass in der DDR schon darüber nachgedacht wurde, wie der Kampf gegen die kulturelle Infiltration intelligenter zu führen wäre. Was Rowdytum und Musik angeht, ist es wohl wie bei Rowdytum und Fußball: Rowdys suchen sich eine Bühne, auf der sie sich austoben können. Ob man das zulässt oder nicht, wird in keinem Staat der Welt dem Zufall überlassen. Das ist in der heutigen BRD nicht anders als damals in der DDR. Und wer sich die Strafen ansieht, die da heute gern verhängt werden, wenn jemand politisch motivierten Rowdytums beschuldigt wird, wird die von damals vielleicht auch nicht mehr als ganz so abwegig betrachten.

Joachim Seider, Berlin

Goethes »Weltrolle« gewann über die Jahre Gestalt. Bis an sein Lebensende grübelte Goethe im »Faust«-Drama über die Fragen, was das menschliche Leben vorwärts treibt und es zusammenhält.

Tageszeitung junge Welt am Kiosk

Die besondere Berichterstattung der Tageszeitung junge Welt ist immer wieder interessant und von hohem Nutzwert für ihre Leserinnen und Leser. Eine gesicherte Verbreitung wollen wir so gut es geht gewährleisten: Digital, aber auch gedruckt. Deswegen liegt in vielen tausend Einzelhandelsgeschäften die Zeitung aus. Überzeugen Sie sich einmal von der Qualität der Printausgabe. 

links & bündig gegen rechte Bünde

Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.