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Aus: Ausgabe vom 13.11.2025, Seite 3 / Ansichten

Kulturbotschafter des Tages: Edeka

Von Felix Bartels
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Es braut sich was zusammen. Ein weiterer Bierkrieg nämlich. Der vierundzwanzigste, wenn die Zählungen stimmen. Denn was zwischen Breslau um 1380 und heute passierte, weiß man oft bloß durch vage Überlieferung, die auch schon mal unterbleiben konnte. Zumeist ging es bei den Bierkriegen um dieselbe Streitsache: Irgendwer wollte irgendwo Bier verkaufen und durfte das nicht beziehungsweise nicht zu den Preisen, die er nehmen wollte.

Wie am Mittwoch bekannt wurde, weigert sich die Einzelhandelskette Edeka, Biermarken des Brau­konzerns AB Inbev zu erhöhten Preisen in die Regale zu stellen. Die Krise gärt vorerst noch, denn wie ein Sprecher der Kette der Deutschen Presseagentur mitteilte, habe man »noch genügend Ware auf Lager. Die Kundinnen und Kunden werden die Marken weiterhin in unseren Märkten finden.« Bei den Marken in den Märkten handelt es sich unter anderem um Beck’s, Corona, Franziskaner, Löwenbräu und San Miguel. Nach Einschätzung des Sprechers gehe es um eine »drastische Preiserhöhung (…) in Höhe von mehreren Millionen Euro«, die durch die »tatsächlichen Kostensteigerungen in der Produktion nicht gedeckt« sei.

Sorgen, die der zivilisierte Teil Europas, südlich der Mason-Dixon-Linie, die den Übergang von der kornbrauenden zur traubenbrauenden Kultur markiert, nicht hat. Dort kämpft man zwar mit der Reblaus, doch der Wein hat, seit er von Georgien aus den Kontinent eroberte, nur Gutes gebracht. Weswegen er auch keine Kohlensäure benötigt. Wenn man Sekt lang genug schüttelt, bleibt schlechter Wein übrig. Kohlensäure ist jene Zutat, die schlechten Geschmack kaschiert, Bier ohne Kohlensäure gibt es gar nicht. Das Powergel der Facharbeiter wird folgerichtig mit der Currywurst, dem Kraftriegel der Facharbeiter, genossen. Woraus jeder, der nicht Gerhard Schröder heißt, seine Schlüsse ziehen kann.

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