Haase, Engel, Jürschik, Schreiber, Schubert
Von Jegor Jublimov
Der 100. Geburtstag von Konrad Wolf im Oktober bietet den Anlass, auch an einige Schauspieler zu erinnern, denen der Regisseur den Weg ebnete. In Wolfs Debütfilm »Einmal ist keinmal« (1954/55) holte er die Debütanten Christoph Engel und Annemone Haase vor die Kamera. Letztere hatte sich kürzlich bei einer Wiederaufführung des Films im Berliner Kino Toni angesagt, musste dann aber wegen eines nötigen Arzttermins passen. Am Donnerstag wird sie 95 Jahre alt. Die gebürtige Breslauerin war zwischen 1959 und 2001 am Berliner Ensemble (u. a. in »Fräulein Julie«, 1975), trat aber auch bei Film und Fernsehen bis 2011 immer wieder vor die Kamera, etwa in einer Doppelrolle in »Asta, mein Engelchen« (1981) oder als sich emanzipierende Ehefrau in »Paulines zweites Leben« (1984).
Am selben Tag wäre Christoph Engel, der 2011 starb, 100 geworden. Trotz gelegentlicher Defa-Hauptrollen (»Junges Gemüse«, 1956, »Wengler & Söhne«, 1986) war er neben seiner Arbeit am Maxim-Gorki-Theater oft in prägnanten Nebenrollen im DFF zu sehen, in denen er klischeehafte Vorlagen, beispielsweise in der Reihe »Der Staatsanwalt hat das Wort«, mit seinem Spiel eine menschliche Dimension gab. Die gab er auch dem Ökonomen Endler in einem der besten Defa-Gegenwartsfilme – »Die Architekten« (1990) von Peter Kahane. Regisseure wie dieser, aber auch Rainer Simon, Lothar Warneke und Roland Gräf verdankten es dem damaligen Chefdramaturgen der Defa, Rudolf Jürschik, dass sie kritische Stoffe realisieren konnten. Der gebürtige Böhme wuchs in der Börde auf und begann nach dem Abitur ein Schiffsbauerstudium in Rostock, das ihn nicht befriedigte. Er konnte bei der Defa als Aufnahmeleiter anheuern und ab 1956 in Babelsberg Filmproduktion studieren. Ein zweites Studium zum Gesellschaftswissenschaftler schloss sich an. Er wurde Dr. phil., Professor und als solcher auch gelegentlicher Gast in der Radio- und Fernsehsendung »Das Professorenkollegium tagt« mit Hans Jacobus. Für Gegenwartsserien war Jürschiks Expertise auch seit Mitte der neunziger Jahre gefragt. Am Sonnabend kann er seinen 90. Geburtstag feiern.
Der sehr vielseitige Helmut Schreiber, der 1995 im 70. Lebensjahr starb, war urkomisch in Märchen (»König Drosselbart«, 1965) und inszenierte Fernsehspiele (»Um vier kommt Irene«, 1969). Dazu schrieb er Kinderbücher und Werke für Ballettstücke. Er bändigte 1966 ohne Double »Schwarze Panther« im gleichnamigen Zirkusfilm und gehörte zur Stammbesetzung in sechs Indianerfilmen der Defa. Er wäre am Sonntag 100 Jahre alt geworden.
»Dass man einsieht, dass auch ’n Ausländer so ’ne Art Mensch ist, das haben wir den Amerikanern zu verdanken.« Diese Aussage war schon vor 50 Jahren in Zweifel zu ziehen – heute erst recht! Gesprochen wurde der Satz von Heinz Schubert, der in der WDR-Serie »Ein Herz und eine Seele« (1973–76) den »Ekel Alfred« spielte. Obwohl der Schauspieler viel mehr konnte, wurde er auf dieses Klischee festgelegt. Bis er 1999 mit 73 Jahren starb, ging er dagegen an, etwa als Karl Mays Hadschi Halef Omar und schließlich 1993 als Exwirtschaftsprüfer in Dieter Wedels Vierteiler »Der große Bellheim« neben Mario Adorf. Begonnen hat Schubert seine Laufbahn 1950 an Brechts Berliner Ensemble, wo er den Planwagen der Mutter Courage zog und später »Held der westlichen Welt« wurde. Auch bei der Defa stand er vor der Kamera, und im Feiertagsprogramm werden wir ihn garantiert wieder als den Geizigen neben Rolf Ludwig in »Das Feuerzeug« (1959) sehen können. Am 12. November wäre er 100 Jahre alt geworden.
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