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Vater und Sohn

Von Marco Bertram
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Schon was vor? Einfach mal beim FC Polonia Berlin vorbeischauen

Mein jüngerer Sohn Felix hatte Bock, ich hatte Bock. Fußball im Doppelpack gab es lange nicht mehr. Am Sonnabend bekam ich in Blankenfelde das dritte Spiel der BSG Stahl Brandenburg innerhalb eines Monats zu sehen, und am Sonntag schauten wir nach längerer Zeit mal wieder beim FC Polonia Berlin vorbei. Eine Note eins gab es bei Preußen Blankenfelde für die Haupttribüne samt Terrasse und Vereinsheim. Gemütlicher geht es kaum. Der bekannte regionale Wildfruchtverarbeiter ist dort omnipräsent, und auch einige andere ältere BFCer lassen sich dort gern sehen. Und schau an: Auch der bekannte Berliner Pinsammler war wieder am Start und wusste seine Zuhörer zu beglücken. Auf Gästeseite waren rund 60 Stahl-Fans vor Ort, die sich sehr über die moderaten Getränkepreise und weniger über die sportliche Leistung ihrer Mannschaft freuten. Seit dem Derbysieg gegen Süd 05 läuft es nicht rund, beim Kellerkind aus Blankenfelde wurde vor rund 150 Zuschauern mal eben mit 0:3 verloren. Auf Heimseite wusste man den Sieg gegen den einstigen EC-Teilnehmer zu feiern. »Bleib doch noch!« Ah nee, das Kind wollte nach Hause und am kommenden Morgen zeitig aus der Koje raus.

Bereits um elf Uhr war Anpfiff in der Hatzfeldallee in Tegel, und die meisten der rund 60 Zuschauer trudelten erst im Laufe der ersten Halbzeit ein. Eine jüngere Frau mit kleinem Megafon heizte ein, auch wir hatten Schals und weiß-rote Fahne dabei. Der Gast FC Al-Kauthar, der palästinensische Wurzeln und im Wappen »Berlin 1990« und »Beirut 1962« stehen hat, brachte auch einen kleinen lautstarken Anhang mit. Die Ordner und Betreuer wussten schon, warum die Zuschauer lieber oben hinter einem Maschendrahtzaun stehen sollten. Die Kreisliga-A-Partie hatte mächtig Hitze drin. Al-Kauthar ging mit 2:0 in Führung, auf der Gästebank bekam einer Rot, und auf dem heimischen Kunstrasen tat sich Polonia schwer. Richtig knackig wurde es in Halbzeit zwei. »Polonia!« hallte es brachial über den Platz, in der 80. Minute erfolgte dann der ersehnte Anschlusstreffer. Erst ein Seitfallzieherversuch, dann eher trocken in die Maschen! »­Jeszcze jeden!« Los, noch eins! Polonia drückte nun energisch, und kurz vor Schluss wechselte sich Trainer Jaroslaw Grysiewicz mit der Nummer 10 noch selber ein. Ohne Mantel und ohne Brille hatte er das 2:2 sogar fast auf dem Fuß. Aber halt nur fast. Der Al-Kauthar-Trainer lächelte immer wieder allen zu und war um Harmonie bemüht. Nur keine Zwischenfälle, bitte! Ohne Hässlichkeiten ging das Spiel zu Ende, und mein Sohn und ich fuhren einmal quer durch die Stadt zum polnischen Lieblingsimbiss nach Neukölln. Auf die alten Zeiten! Auf die schönen Seiten unserer Stadt!

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