Die fetten Jahre sind vorbei
Von Pierre Deason-Tomory
Dem öffentlichen Schweizer Rundfunk und Fernsehen geht es an den Kragen. Am 8. März des kommenden Jahres werden die Eidgenossen per Volksabstimmung darüber entscheiden, ob die Radio- und TV-Gebühren von derzeit 335 auf 200 Franken pro Haushalt und Jahr gesenkt und für Unternehmen ganz gestrichen werden. Der Bundesrat hat den Termin vorige Woche festgelegt. Initiiert wurde das Referendum von der SVP, einer Partei, die daherkommt wie ein von CDU und AfD im Vollsuff gezeugter Bastard und bei nationalen Wahlen immer die meisten Stimmen holt. Ihre Volksinitiative »200 Franken sind genug!« hat gute Chancen auf Erfolg, was die öffentlich-rechtlichen Sender hart treffen würde. Die Radiostationen der SRG sind bereits durch den Wechsel von UKW auf digital, der sie bis zu 40 Prozent ihrer Hörerschaft gekostet hat, schwer angeschlagen.
Eine Annahme in der Schweiz könnte hierzulande wieder die GEZ-Trolle der CDU hinter dem Ofen hervorlocken, den Springerpresse und Konsorten mit Ausländer- und Klassenhetze heizen. Wenn sich Kulturstaatspedell Weimer (»Zwangsgebühren«) mit Höcke-Weidel-Fallera und The Bündnis Formerly Known As Sahra Wagenknecht zusammentut, sind die fetten Jahre für ARD und ZDF gezählt. Es wäre das Ende für teuren Fernsehgartenschund, aber auch für die Kulturradios, Arte und 3sat.
Und für Programmvorschläge wie die folgenden: Im Feature »Heimgesucht« begehen alte Leute das ehemalige Kinderkurheim Johannaberg im Teutoburger Wald, in dem sie in ihrer Kindheit gequält wurden (DLF 2025, Di., 19.15 Uhr). Im Anschluss rekonstruieren Ofer Waldman und Noam Brusilovsky im Hörspiel »Wer weiß, wer kennt: Das Amt für Verwandtensuche« Radiosendungen auf Kol Yerushalayim und später Kol Israel, mit deren Hilfe sich nach 1945 Schoahüberlebende fanden (RBB 2025, Di., 20.05 Uhr, DLF). Helga Heyder-Späth hört in »Ich saz ûf eime steine« einen obrigkeitswidrigen Walther von der Vogelweide ab (Mi., 21.30 Uhr, DLF Kultur).
In der Reihe »Das Wissen« wird es am Donnerstag gruselig: »Bücher von der KI – Wie sich der Buchmarkt verändert« (8.30 Uhr, SWR Kultur). »Zum Volkstrauertag« kündigt MDR Kultur das Feature »Kaputte Krieger« an, in dem bekümmerte Bundesberufsmörder schwer tragen an dem, was ihnen bei der Vaterlandsverteidigung auf dem Balkan oder am Hindukusch angetan wurde (MDR 2018, Sa., 9.04 Uhr). Nachdem wir keine Zeit gefunden haben, die Kameraden zu bedauern, laben wir uns am Liebesleid von »Pelléas et Mélisande«, Debussys Oper wurde am 30. Oktober in der Wiener Staatsoper aufgezeichnet (Sa., 19.05 Uhr, DLF Kultur).
Oder wir erleben mit dem Kabarettisten Florian Scheuba, der unlängst mit einer Verurteilung wegen übler Nachrede gewürdigt worden ist, einen »Schönen guten Abend« (Sa., 19.05 Uhr, So., 21.30 Uhr, Ö 1). Im Schweizer Radio vernebelt die verfluchte Sucht das Hirn, »Ich spiele mit dem Gedanken …«, sagt Moritz Hanfgarn in seinem Hörspiel, »… eine Symbiose mit einer Motte einzugehen«, während der Chor des verelendenden Proletariats die Autoschlüssel sucht (Bauhaus.FM 2025, Sa., 20 Uhr, SRF 2 Kultur).
In den »Interpretationen« verrät Michael Stegemann den aktuellen Stand bei der Enträtselung der Geheimnisse um Mozarts Requiem: »Vollendet unvollendet« (So., 15.05 Uhr, DLF Kultur). Und in »Heimat und Heavy Metal« schaut sich Hussam »Sam« Alrefaie, der auf Religionen pfeift, im zertrümmerten Syrien um, elf Jahre nach seiner Flucht nach Berlin, wo sein Kind als Deutscher mit arabischem Namen aufwächst (DLF 2025, So., 18.04 Uhr, NDR Kultur).
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